Rückblick

Frühere Ausstellungen der Kunststiftung Hohenkarpfen

Erinnerung an das Schöne Süddeutsche Künstler in der Villa Massimo in Rom

30. Juli bis 12. November 2023

Pünktlich zum Beginn der Sommerferien präsentiert die Kunststiftung Hohenkarpfen ab Sonntag, 30. Juli 2023, die Sommerausstellung „Erinnerung an das Schöne – Süddeutsche Künstler in der Villa Massimo in Rom“. Die Ausstellung versammelt unter dem von Arnold Stadler entlehnten Titel „Erinnerung an das Schöne“ Werke süddeutscher Künstler, die sich als Stipendiaten in der Villa Massimo in Rom und in der Casa Baldi in Olevano Romano unter dem Aspekt der Natur- und Landschaftsdarstellung mit Kunst und Natur Italiens auseinandergesetzt haben und davon nachhaltig geprägt wurden. Zugleich führt die Ausstellung exemplarisch die Gratwanderung zwischen Natur und Abstraktion in der Landschaftsmalerei des 20. Jahrhunderts vor Augen.

Durch das Bürgermäzenatentum des jüdischen Unternehmers Eduard Arnhold wurde eine deutsche Akademie am Vorabend des Ersten Weltkriegs doch noch Wirklichkeit. Er gründete und stiftete die Villa Massimo und schenkte sie 1913 dem Königreich Preußen. Heute ist das Stipendium der Deutschen Akademie Rom in der Villa Massimo und in der Casa Baldi die bedeutendste Auszeichnung für deutsche Künstler im Ausland.

Ausstellung und Begleitbuch richten den Fokus auf Künstler der Bonner und Berliner Republik. Untersucht wird unter anderem die durch den Rompreis ermöglichte Auseinandersetzung mit Rom und Italien, aber auch mit den Mitstipendiaten der Villa Massimo und mit Angehörigen der insgesamt 44 Auslandsakademien und Kulturinstitutionen in Rom. Auf diese Weise wird auch die internationale Positionierung der deutschen Nachkriegskunst angesprochen. Die Ausstellung zeigt Werke aus den Kunstgattungen Malerei, Zeichnung, Graphik und Photographie.

Kurt Weinhold (1896-1965), Nagoldtal bei Calw, 1930, Öl auf Leinwand, 64,5 x 80,3 cm, Sammlung Kunststiftung Hohenkarpfen, Foto: Roland Sigwart

Anknüpfungspunkt für die Ausstellung ist in der Sammlung der Kunststiftung Hohenkarpfen das Gemälde Nagoldtal bei Calw (1930) von Kurt Weinhold. Werke von Kurt Weinhold (1896-1965, Preisträger 1934), Emil Kiess (geb. 1930, Rompreis 1960), Robert Förch (geb. 1931, Rompreis 1961), Wolfgang Henning (geb. 1946, Rompreis 1978/79), Ralph Fleck (geb. 1951, Rompreis 1981, Aufenthalt 1984/85) und Olaf Unverzart (geb. 1972, Rompreis 2014) bilden ein Panorama von Gärten und Landschaften durch ein Jahrhundert süddeutschen Kunstschaffens.

Ergänzt wird die Ausstellung der Kunststiftung Hohenkarpfen durch die monographische Ausstellung des Museums Langenargen, kuratiert von Priv.-Doz. Dr. Ralf Michael Fischer, der „Wolfgang Henning – Porträts und Jagdgesellschaften“ zeigt. Einen Einblick in Robert Förchs Werk und in seinen Arbeitsprozess bietet Dr. Rainer Zerbsts Atelierbesuch bei Robert Förch, gefilmt von Horst Simschek.

Zu sehen sind Leihgaben des Kunstmuseums Singen, der Kunststiftung Emil Kiess Donaueschingen, des Ministeriums für Wissenschaft Forschung und Kunst Baden-Württemberg, des Regierungspräsidiums Tübingen, der Stadt Donaueschingen und aus Privatbesitz.

Die Ausstellung wird gefördert von der Privaten Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, der Aesculap AG, WERMA Signaltechnik, der Landesbank Baden-Württemberg, der Kreissparkasse Rottweil, der Kreissparkasse Tuttlingen, der Sparkasse Schwarzwald-Baar, dem Regierungspräsidium Freiburg und der Stadt Donaueschingen.

Hans Thoma: Sommerlandschaft mit Storch – Spuren eines Künstlerlebens

2. April bis 23. Juli 2023
Hans Thoma: Sommerlandschaft mit Storch, 1874, Öl auf Stuck auf Holz, Wüstenrot & Württembergische, Dauerleihgabe Kunststiftung Hohenkarpfen / Schenkung Historisches Museum Frankfurt

An Palmsonntag, 2. April 2023, eröffnet das Kunstmuseum Hohenkarpfen mit der Frühjahrsausstellung Hans Thoma: Sommerlandschaft mit Storch – Spuren eines Künstlerlebens (2. April bis 23. Juli 2023) die Ausstellungssaison.

03.05.2023 – Hans Thoma: “Sommerlandschaft mit Storch; Spuren eines Künstle

Die Sommerlandschaft mit Storch (1874) ist ein jüngst von der Kunststiftung Hohenkarpfen wiederentdecktes Hauptwerk von Hans Thoma (1839–1924). Es wird erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, nachdem zu Beginn des Jahres 2023 die Verhandlungen zur Restitution erfolgreich abgeschlossen wurden. Die Ausstellung kontextualisiert das Gemälde, ursprünglich Teil eines Wandmalereizyklus, und ordnet es anhand zahlreicher Leihgaben in das Gesamtwerk des Künstlers ein – knapp einhundert Jahre nach dessen Tod.

Hans Thoma: Bachlandschaft (An der Nidda), 1891, Öl auf Leinwand, Land Baden-Württemberg/Dauerleihgabe Hans-Thoma-Kunstmuseum, Bernau im Schwarzwald

Der in Bernau im Schwarzwald geborene Maler studierte an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe. Er unternahm Reisen nach Frankreich, Italien und England. In Paris begeisterte er sich für die Werke Gustave Courbets und der Schule von Barbizon. In Italien fand er zum besonderen Licht seiner Landschaftsmalerei. Er lebte in München und seit 1878 in Frankfurt am Main. Der Durchbruch gelang ihm 1890 im Alter von 51 Jahren mit einer Ausstellung im Münchner Kunstverein. 1899 wurde er Professor an der Großherzoglichen Kunstschule und Direktor der Karlsruher Kunsthalle, ein Amt, das er bis 1919 ausübte.

Hans Thoma: Junimorgen – Marxzell, 1911, Öl auf Leinwand, Südzucker AG

Um 1900 “einer der Lieblingsmaler des deutschen Volkes”, führte Thomas Popularität auch nach seinem Tod 1924 zur Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus. Selten ausgestellte Gemälde, Zeichnungen und Graphiken weisen über die Vorstellung vom vermeintlich urdeutschen Heimatmaler hinaus und führen sein thematisches Spektrum und seine Weltläufigkeit vor Augen. Exemplarisch lassen sich in der Ausstellung die Spuren eines Künstlerlebens in den Landschaftsgemälden und -zeichnungen von Hans Thoma nachvollziehen.

Hans Thoma: Einsamkeit, 1906, Öl auf Pappe, Kunstsammlung LBBW

Die Ausstellung wird gefördert von der Privaten Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, Aesculap AG, Werma Signaltechnik GmbH, Kreissparkasse Rottweil, Kreissparkasse Tuttlingen, Sparkasse Schwarzwald-Baar und Regierungspräsidium Freiburg.

Kunst und Natur – Schwäbische Landschaftsmalerei zwischen Empfindsamkeit und Realismus

31. Juli bis 6. November 2022

Die Sammlung der Kunststiftung Hohenkarpfen erhielt in den vergangenen Jahren bedeutende Schenkungen und Dauerleihgaben, so aus den Sammlungen Burgdorf und Wüstenrot & Württembergische, die mit ausgewählten Werken vorgestellt werden. Sie werden kontextualisiert durch zahlreiche Exponate aus Privatbesitz. So gibt die Ausstellung zugleich einen seltenen Einblick in die Sammlung Christoph Seeger, die vor allem der schwäbischen Malerei gewidmet ist.

Zu sehen sind u. a. Werke von Jakob Grünenwald, Friedrich von Keller, Wilhelm Trübner, Anna Peters, Christian Landenberger, Karl Caspar, Max Ackermann, Maria Caspar-Filser und Reinhold Adt. Ihre Werke zeigen nicht nur ein malerisches Land, die nostalgische Liebe zur heimischen Landschaft und zur versinkenden dörflichen Alltagswelt, sondern reflektieren auch die Werte des Naturschönen und Kunstschönen.

Schon der Landeskonservator und Kunsthistoriker Eugen Gradmann behauptete 1913: „Für eingefleischte Schwaben ist es ausgemacht, daß ein schwäbischer Landschaftsmaler sein Bestes immer bei der schwäbischen Landschaft gäbe.“ Und lieferte die Begründung dafür gleich mit: Denn „Württemberg ist ein malerisches Land, nicht nur im älteren, sondern auch im heutigen Sinne des Wortes, d. h. nicht nur reich an romantischen Ansichten, sondern auch an Charakter- und Stimmungslandschaften […].“

Zur Ausstellung erscheint eine begleitende Buchpublikation im Gmeiner-Verlag in Meßkirch. In den Katalogbeiträgen berichtet u. a. der Sammler Christoph Seeger launisch plaudernd über das Leben als „Seeger und Sammler“. Die Kunsthistorikerin und Erziehungswissen-schaftlerin Andrea Dreher zeigt am Beispiel von Ida Kerkovius und Jakob Bräckle die prägende Kraft der Kunst für Künstler „von Kindesbeinen an“. Kustos Mark R. Hesslinger skizziert entlang der Ausstellung Kunst und Natur die Schwäbische Landschaftsmalerei zwischen Empfindsamkeit und Realismus. In weiteren Beiträgen über Karl Caspar, Maria Caspar-Filser und Fritz Lang erkundet er die Schicksale der Bilder und ihre versteckten Botchaften.

Die Ausstellung wird gefördert von der Privaten Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, der Aesculap AG, der Kreissparkasse Rottweil, der Kreissparkasse Tuttlingen, der Sparkasse Schwarzwald-Baar und dem Regierungspräsidium Freiburg.

Realismus und Impressionismus – Paul von Ravenstein und Armin Reumann

10. April bis 24. Juli 2022
Zur Ausstellung erscheint Anfang April 2022 eine Begleitpublikation als Band 31 in der Buchreihe der Kunststiftung Hohenkarpfen im Gmeiner-Verlag. Auf dem Umschlag Armin Reumann: Teufelsgraben, 1920, Öl auf Leinwand, 95 x 70,5 cm, Privatbesitz, Photo: Roland Sigwart / Kunststiftung Hohenkarpfen (Detail)

Die Kunststiftung Hohenkarpfen zeigt ab Palmsonntag eine umfangreiche zweifache Retrospektive der beiden Maler Paul von Ravenstein und Armin Reumann.

Die Landschaftsmalerei der Akademien in Karlsruhe und München zwischen Realismus und Impressionismus wird exemplarisch beleuchtet durch den Vergleich der beiden Maler Paul von Ravenstein (Breslau 1854 – 1938 Karlsruhe) und Armin Reumann (Sonneberg in Thüringen 1889 – 1952 Jena). Dabei stehen sich die beiden Kunstrichtungen weniger als Gegensätze gegenüber, sondern streben weg vom Idealismus und suchen als Ausprägungen eines Naturalismus nach der Wiedergabe und Deutung der Wirklichkeit.

Paul von Ravenstein, Mitglied des Künstlerbunds Karlsruhe und Schwiegersohn Moritz von Schwinds, schuf ein realistisches Œuvre mit impressionistischen Einflüssen. Er unternahm zahlreiche Studienreisen nach Italien, an den Bodensee und in die Alpenländer. Ab 1900 fand er seine Motive zunehmend in seiner badischen Wahlheimat um Karlsruhe, im Schwarzwald, auf der Baar und Schwäbischen Alb. Von 1906 bis 1933 verbrachte er die Sommermonate in Villingen. Zu seinen bevorzugten landschaftlichen Motiven gehören die weite Landschaft des Schwarzwaldes und kleine intime Naturausschnitte, von Gebirgsbächen und Flüssen über weite Wiesen- und Moorlandschaften bis zu Wäldern und Lichtungen.

Paul von Ravenstein: Frühling im Bernbachtal, 1928, Öl auf Leinwand, 71 x 101 cm, Städtische Galerie, Karlsruhe, Photo: Josef Heinz / Städtische Galerie, Karlsruhe

Der jüngere Armin Reumann wiederum war als Absolvent der Münchner Akademie und als Künstler der Galerie Thannhauser ein typischer Vertreter des deutschen Impressionismus und ein aufgehender Stern der Avantgarde vor dem Ersten Weltkrieg. Vom Impressionismus her kommend, war er ein Meister des Lichts und der Farbe. Seine Arbeiten wurden von Zeitgenossen mit den Werken von Liebermann und Slevogt verglichen und fanden im Umkreis der Münchner Secession begeisterten Widerhall. Neben empfindsamen Porträts entstanden insbesondere stimmungsvolle Landschaften, der Großteil in einer auf nur vier Quadratkilometer begrenzten Landschaft. Er schuf ein umfangreiches Werk in großer stilistischer Ausdrucksvielfalt.

Armin Reumann: Torbole am Gardasee, 1913, Öl auf Leinwand, 45 x 60 cm, Privatbesitz

Das geschlossene künstlerische Lebenswerk ohne innere Brüche und Verwerfungen kann für Ravenstein wie für Reumann gleichermaßen als Ausweis eines trotz aller äußeren Umbrüche gelungenen Lebens und Künstlertums gelten. Die zur Reife gebrachte, in sich ruhende Geschlossenheit verleiht einem Œuvre, das vier bzw. sechs Jahrzehnte umspannt, besonderes Gewicht und verdient bei der zweifellos bestehenden hohen Qualität die Aufmerksamkeit der Kunstgeschichte wie der Museen und ihrer Besucher.

Die weitgehend chronologische Ordnung der Exponate in der Ausstellung zeigt die seltene Geschlossenheit und Dichte hinter Ravensteins wie hinter Reumanns Werk. Die letzte Ausstellung über Paul von Ravenstein fand 1934 im Badischen Kunstverein in Karlsruhe statt. Armin Reumanns Werk wird erstmals im deutschen Südwesten ausgestellt. Einige ihrer Werke werden überhaupt zum ersten Mal gezeigt und publiziert. So bietet die Ausstellung im Museum der Kunststiftung Hohenkarpfen eine umfangreiche zweifache Retrospektive, die Paul von Ravenstein und Armin Reumann dem Vergessen entreißt und eine künstlerische Neuentdeckung und Neubewertung ermöglicht.

Paul von Ravenstein: Wiesenlandschaft mit Schafherde, 1924, Öl auf Leinwand, 76 x 121 cm, Privatbesitz, Photo: Van Ham Kunstauktionen / Saša Fuis

Die Kunsthandlung J. P. Schneider jr. in Frankfurt am Main, die zu den ältesten Galerien Deutschlands zählt und in vierter und fünfter Generation von Dr. Christoph Andreas und Max Andreas geführt wird, und die Nachlassverwaltung Armin Reumann in Sonneberg in Thüringen mit Christina Garcia und Roland Merk-Reumann, die mit großem Engagement in ihrem Archiv immer wieder überraschende und unerwartete Funde zutage fördern, haben die ihnen anvertrauten Nachlässe nicht nur treu und sorgsam durch die Fährnisse der deutschen Geschichte hindurch bewahrt, sondern sind auch maßgeblich daran beteiligt, dieses Kulturerbe zu erschließen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Leihgeber der Exponate in der Ausstellung sind die Städtische Galerie in Karlsruhe, das Augustiner-Museum in Freiburg im Breisgau, das Kunstmuseum der Stadt Albstadt und zahlreiche private Leihgeber. Erst im vergangenen Jahr erhielt die Kunststiftung Hohenkarpfen zwei Gemälde Paul von Ravensteins als Dauerleihgaben aus dem Bestand der Gruppe Wüstenrot & Württembergische.

Die Ausstellung wird gefördert von der Privaten Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, der Aesculap AG, der Kreissparkasse Rottweil, der Kreissparkasse Tuttlingen, der Sparkasse Schwarzwald-Baar und dem Regierungspräsidium Freiburg.

Zur Ausstellung erscheint eine begleitende Buchpublikation im Gmeiner-Verlag in Meßkirch. Es gelten für den Besuch der Eröffnung und der Ausstellung die aktuellen Corona-Regeln des Landes.

WEL Walter Eberhard LochEin akademischer Malergraphiker des Expressionismus

29. August bis 7. November 2021
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Im Herbst wartet die Kunststiftung Hohenkarpfen von 29. August bis 7. November 2021 mit einer Ausstellung über „WEL Walter Eberhard Loch – Ein akademischer Malergraphiker des Expressionismus“ auf.

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Walter Eberhard Loch, Thuner See, 1927, Gemeinde Salem, Photo: Kunststiftung Hohenkarpfen / Roland Sigwart

Der Maler und Graphiker Walter Eberhard Loch (Breslau 1885 – Salem-Neufrach 1979) gehört zu den interessanten und vielfältigen Künstlern des 20. Jahrhunderts im deutschen Südwesten, deren Name heute zu Unrecht fast vergessen ist und einer Wiederentdeckung harrt. Die Ausstellung zeigt ungefähr fünfundsiebzig Werke aus allen Schaffensphasen, von Tierstudien aus dem Breslauer Zoo über Sport- und Tanzdarstellungen aus Berlin und Dresden bis zur Landschaftsmalerei aus fünf Jahrzehnten auf der Höri und am Bodensee.

Bereits mit sechzehn Jahren studierte WEL, wie er sich später nannte, an der Kunstakademie in Breslau. Erste Tätigkeiten führten ihn als Graphiker und Sportredakteur und -zeichner nach Berlin und als Zeichenlehrer nach Liegnitz. Nach der Heirat mit der Musiklehrerin Dorothea Roth (1895–1985) wirkte er als Zeichenlehrer und freischaffender Künstler in Dresden, wo durch Mary Wigman der moderne Ausdruckstanz zu einem bedeutenden Sujet für ihn wurde. Die regen künstlerischen Verbindungen zwischen Breslau, Berlin und Dresden befruchteten sein Schaffen nachhaltig.

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Walter Eberhard Loch, Selbstbildnis mit Pfeife, um 1923, Sammlung Reck, Photo: Kunststiftung Hohenkarpfen / Roland Sigwart

1932 zog das Ehepaar aus politischen Gründen erst auf die Höri nach Gaienhofen und 1939 nach Salem. In der Ruhe der Bodenseelandschaft widmete er sich der Malerei, Graphik und Bildhauerei und nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkt der Literatur. Lochs acht Jahrzehnte umspannendes Œuvre ist nicht nur von hoher Qualität und großer Vielseitigkeit, sondern auch von erstaunlicher Kontinuität, geschaffen zwischen Schlesien und Süddeutschland, vor dem Hintergrund zweier Weltkriege, im Vordergrund jedoch die kulturelle Blütezeit der Weimarer Republik.

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Walter Eberhard Loch: Exlibris

Die Leihgaben stammen aus den Sammlungen der Gemeinde Salem, der Familie Reck in Salem und der Familien Muffler in Tuttlingen und am Wörthsee. Die Ausstellung wird gefördert von der Privaten Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, der Aesculap AG, der Kreissparkasse Rottweil, der Kreissparkasse Tuttlingen, der Sparkasse Schwarzwald-Baar, dem Regierungspräsidium Freiburg, dem Deutschen Verband für Archäologie, Neustart Kultur und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Sehnsucht nach Natur. Hermann Stenner – Christian Landenberger – Adolf Hölzel

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
(geplant: 4. April bis 11. Juli 2021
) 6. Juni bis 22. August 2021

Die Kunststiftung Hohenkarpfen zeigt im Frühjahr und Sommer 2021 eine umfangreiche Ausstellung über den frühvollendeten Maler Hermann Stenner und seine Stuttgarter Lehrer Christian Landenberger und Adolf Hölzel.

Plakatmotiv: Hermann Stenner, Bäume mit zwei Figuren am See (Detail), 1911, Sammlung Bunte

Hermann Stenner (1891–1914) zählt zu den bedeutenden Protagonisten in einer besonders stürmischen Entwicklungsphase der modernen Kunst. Nur fünf Jahre Schaffenszeit von 1909 bis Mitte 1914 umfasst das ungewöhnlich reiche Œuvre des hochbegabten Kunststudenten. Der junge Westfale Hermann Stenner studierte seit 1909 in der Weltkunststadt München an der Akademie der Bildenden Künste. Im Frühjahr 1910 wechselte er auf Empfehlung seiner Professoren von München nach Stuttgart, um bei dem berühmten schwäbischen Impressionisten Christian Landenberger (1862–1927) als einer seiner begabtesten Schüler zu studieren. Nach der Akademie-Exkursion im Sommer 1911 nach Dießen am Ammersee wechselte Stenner in die Komponierklasse von Adolf Hölzel (1853–1934).

Hermann Stenner, Skizze zu einem Selbstbildnis, 1912, Sammlung Bunte

Im Stuttgarter Schülerzirkel versammelten sich mit Willi Baumeister, Johannes Itten, Ida Kerkovius, Oskar Schlemmer und Hermann Stenner für kurze Zeit hochkarätige Protagonisten der späteren Avantgardebewegungen und inspirierten sich wechselseitig. Seit Frühjahr 1912 Hölzels Meisterschüler, verfügte Stenner über den Status eines Jungstars und über die Privilegien eines Meisterateliers. Bemerkenswert ist Stenners malerische Eigenständigkeit und neue Auffassung von Farbe und Komposition, die ihn als Teil der Avantgarde zeigen. Zur Spontaneität seiner Malerei treten oft ungemischte Farben.

Mit zunehmendem Erfolg trat er in Ausstellungen und Auftragsarbeiten in die öffentliche Wahrnehmung. So nahm er 1912 an der Münchner Juryfreien Kunstausstellung und der Künstlerbundausstellung im Württembergischen Kunstverein teil. 1913 stellte er gemeinsam mit Schlemmer und Baumeister in einem kleinen Buchbinderladen als „Neuem Kunstsalon am Neckar“ mit jugendlicher Chuzpe und künstlerischem Selbstbewusstsein aus und erntete in der beschaulichen Residenzstadt verheerende Kritik. Seinen Eltern berichtete er beschönigend: „Die Kunstwelt Stuttgarts gleicht einem aufgestörten Bienenschwarm, unser Name ist in aller Munde“.

Er nahm 1913 teil an Ausstellungen zwischen Berlin und Wien, u. a. im Neuen Kunstsalon in München und neben berühmten Künstlern wie Liebermann, Schiele, Munch und Klimt in Wien. 1914 an der wichtigen Expressionisten-Ausstellung „Die Neue Malerei“ der Galerie Ernst Arnold in Dresden mit bedeutenden Zeitgenossen wie Heckel, Jawlensky, Kandinsky, Kirchner, Klee, Kokoschka, Macke, Marc, Nolde, Pechstein, Schiele, Schmidt-Rottluff und Werefkin. Zusammen mit Willi Baumeister und Oskar Schlemmer erhielt Stenner 1914 einen ambitionierten Großauftrag für monumentale Wandbilder in der Kölner Werkbundausstellung.

Im Juni 1914 brach Stenner aus „all dem Lärm und Hasten der Grossstadt“ aus und reiste nach Meersburg am Bodensee: „Da wird die Sehnsucht nach der freien Natur plötzlich so gross, dass ich nicht widerstehen kann. Wo ich jetzt bin, ist es herrlich. Ich wohne in einem einsamen Waldhaus mitten im Wald. Der See ist in 5 Minuten zu erreichen. Die Stadt selbst in 10 Minuten. […] Diese herrliche Ruhe. Ich höre nur das gleichmässige und doch so beredte Plätschern eines Brunnens, der vor dem Haus steht.“

Hermann Stenner, Auferstehung, 1914, Sammlung Bunte

Anfang Dezember 1914 fiel Hermann Stenner an der Ostfront in Polen. Er zählt neben Franz Marc, August Macke, Wilhelm Morgner und Albert Weisgerber zu den großen künstlerischen Talenten, die jung im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Später in der nationalsozialistischen Zeit als „entartet“ diffamiert, ist Stenner nach wie vor einer der zu Unrecht „verschollenen Werte“, dessen Entdeckung den Betrachter reich belohnt.

Im Fokus der Ausstellung stehen neben Hermann Stenner seine Lehrer Christian Landenberger und Adolf Hölzel, beide seit 1905 Professoren in Stuttgart. Die Frühjahrsausstellung schließt sich thematisch an die Jahresausstellung 2020 über den süddeutschen Impressionisten Christian Landenberger an und baut auf den vergangenen Ausstellungen der Kunststiftung Hohenkarpfen über „Hermann Stenner und den Hölzel-Kreis“ (2003) und die „Inspiration Ammersee“ (2004) auf.

Die 55 Exponate der Ausstellung stammen aus der bedeutenden Bielefelder Sammlung Hermann-Josef Bunte, die Positionen der klassischen Moderne und des Expressionismus versammelt. Eine Reihe von Werken sind im Kunstmuseum Hohenkarpfen erstmals zu sehen, darunter Adolf Hölzels Glasfenster „Lesende“ von 1926, das bis vor kurzem als verschollen galt.

Die Ausstellung wird gefördert von der Privaten Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, der Aesculap AG, der Kreissparkasse Rottweil, der Kreissparkasse Tuttlingen, der Sparkasse Schwarzwald-Baar, dem Regierungspräsidium Freiburg, dem Deutschen Verband für Archäologie, Neustart Kultur und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Christian Landenberger – Landschaftsimpressionen und Figurenkompositionen

Blick in die Ausstellung Christian Landenberger – Landschaftsimpressionen und Figurenkompositionen
Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
30. Mai bis 1. November 2020

Die Kunststiftung Hohenkarpfen zeigt im Frühjahr 2020 eine breite monographische Ausstellung über den schwäbischen Impressionisten Christian Landenberger. Zu sehen sind 60 Gemälde von Christian Landenberger, die Landschaftsimpressionen und Figurenkompositionen darstellen.

Das Werk Christian Landenbergers (Ebingen 1862 – 1927 Stuttgart) entfaltete sich zwischen Landschaftsimpressionen und Figurenkompositionen. Nach einer Lehrzeit an der Stuttgarter Kunstschule studierte er seit 1883 an der Münchner Akademie der Bildenden Künste, einem der bedeutendsten Kunstzentren seiner Zeit, von wo der deutsche Impressionismus seinen Ausgang nahm. Als Gründungsmitglied der 1892 gegründeten Münchner Secession zählte er bald zu den anerkannten Vertretern der neuen Freilichtmalerei in Deutschland und wurde 1905 Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.

Frühe Interieurstudien zeigen, von Leibl kommend, seine Annäherung an die Darstellung des natürlichen Lichts. Wie ein programmatischer Auftakt wirkt die bereits 1883 auf der Reise nach München entstandene Freilichtstudie badender Knaben an einem Bach. In der Folge studierte er, wie Corinth, Slevogt und vor allem Liebermann, unermüdlich die Wirkung des Lichts auf die Oberfläche der Körper und deren Zusammenklang oder Gegenspiel mit der umgebenden Natur. Ähnliche Probleme behandelte er bei Innenraumdarstellungen mit weiblichen Modellen.

Seine Motive fand er seit 1894 vor allem am Ammersee, aber auch an der oberen Donau und am Bodensee. Aufenthalte an der holländischen Nordsee 1911 und 1912 sowie 1926 auf Sylt erschlossen ihm neue Strand- und Dünenmotive. Die Faszination von Lichtreflexen und fein differenzierten Farbwerten bei gleichzeitig breitem Pinselduktus führte in seiner Landschaftsmalerei zu einem weitgehenden Verzicht auf erzählerische Details. Die Darstellung der landschaftlichen Weite, der Wandel von Atmosphäre und Stimmung werden zum Zeugnis des unmittelbaren, malerisch-sinnlichen „Augenerlebnisses“ in der Natur.

Um 1910 widmete sich Landenberger zunehmend in Atelierbildern und Figurenkompositionen literarischen und vor allem biblischen Stoffen. Zugleich setzte er sich in ihnen mit alten Meistern und mit Zeitgenossen, wie Franz von Stuck, Karl Caspar und Albert Weisgerber, auseinander. Traten auch hier erzählerische Momente in den Hintergrund, so allerdings Monumentalität und Pathos der Figur in den Vordergrund. In Figurenkomposition wie Landschaftsimpression wird Landenbergers Malerei zu einem Ereignis auf der Leinwand.

Die Ausstellung wird gefördert von der Privaten Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, der Aesculap AG, der Kreissparkasse Rottweil, der Kreissparkasse Tuttlingen, der Sparkasse Schwarzwald-Baar und dem Regierungspräsidium Freiburg.

Karl Biese – Naturmotive zwischen Nordsee und Schwarzwald

Ausstellung Karl Biese
Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
28. Juli bis 10. November 2019

Die Kunststiftung Hohenkarpfen zeigt im Sommer 2019 „Karl Biese – Naturmotive zwischen Nordsee und Schwarzwald“. Es handelt sich um die erste umfassende Ausstellung über Karl Biese.
Der aus Hamburg stammende Landschaftsmaler und Graphiker Karl Biese (Hamburg 1863 – 1926 Tübingen) begann seinen künstlerischen Weg im Handwerk als Dekorationsmaler und als Theatermaler.

Nach seiner Gesellenzeit in Hamburg erhielt er 1883 ein Stipendium für die Karlsruher Kunstakademie. Nach seiner Meisterprüfung und dreijähriger Selbstständigkeit als Dekorateur kehrte er 1892 an die Akademie zurück und wurde Meisterschüler Gustav Schönlebers. 1899 zog er gemeinsam mit seinen Künstlerkollegen Jenny und Otto Fikentscher, Franz Hein und Gustav Kampmann in das ehemals markgräfliche Schloss Augustenburg, die Grötzinger Künstlerkolonie. Zeitweise war Biese auch Mitglied der Duhner und Altenwalder Malerkolonien bei Cuxhaven. Ab 1907 lebte er mit seiner Familie in St. Märgen im Hochschwarzwald, dann in Hamburg-Blankenese, Freudenstadt und Tübingen.

Karl Biese fand seine Naturmotive auf zahlreichen Reisen rund um Karlsruhe, im Moselgebiet, im Rheinland und in der norddeutschen Tiefebene sowie an der Nordseeküste, vor allem aber im Schwarzwald. Trotz einheimischer Motivik manifestierte sich in seinem Werk der stilbildende Einfluss des Japonismus. Biese war in diesem Punkt ein typischer Vertreter des Jugendstils, der in seiner Landschaftsmalerei umsetzte, was zeitgleich in Paris und Wien als künstlerisches Ziel galt.

Als Mitbegründer des Karlsruher Künstlerbundes zählte Karl Biese zu den Protagonisten von dessen Kunstdruckerei. Für den Künstlerbund wurden die Künstler-Steinzeichnungen zum erkennbaren Markenzeichen, mit dem er sich international erfolgreich präsentierte, von der Pariser Weltausstellung bis nach New York. Diese Institution verfolgte Aspekte der Reformpädagogik und der Kunsterziehungsbewegung. 1907 nahmen ihre Vertreter an der Gründung des Deutschen Werkbundes teil, der für ein technisch wie ästhetisch qualitätvolles Gestalten einer humanen Umwelt stand. Bieses bedeutende Gemälde und anspruchsvolle Künstler-Steinzeichnungen in Farbe sind Zeugnisse der deutschen Avantgarde um 1900.

Zur Ausstellung erscheint im Südverlag, Konstanz, ein umfangreich illustriertes Begleitbuch mit Texten von Prof. Dr. Sibylle Appuhn-Radtke, Prof. Dr. Michael Bachmann, Ursula Bachmann, Peter Bussler und Mark R. Hesslinger M.A. Sie erhalten den Ausstellungskatalog zum Preis von EUR 24,90 im Museumsshop oder auf Bestellung per E-Mail an museum[at]kunststiftung-hohenkarpfen.de.

Die Ausstellung wird gefördert von der Privaten Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, der Aesculap AG, der Sparkasse Pforzheim Calw, der Kreissparkasse Rottweil, der Kreissparkasse Tuttlingen, der Sparkasse Schwarzwald-Baar und dem Regierungspräsidium Freiburg.

Idylle und Apokalypse –
Rudolf Schlichters Landschaften

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
14. April bis 21. Juli 2019

Rudolf Schlichter (Calw 1890 – München 1955) war Maler, Zeichner und Schriftsteller — eine faszinierende Persönlichkeit mit obsessivem Charakter, widersprüchlichen Meinungen und Idealen. Schlichters bedeutendes literarisches Werk steht gleichberechtigt neben seinem künstlerischen Schaffen. Als vielseitiger Dichter wird Schlichter in der Blauen Stunde in der Kunststiftung Hohenkarpfen von Renate Czaja entdeckt. Die Schauspielkunst wurde der in München geborenen Schauspielerin und ausgebildeten Buchhändlerin in die Wiege gelegt; ihre Mutter spielte unter anderem am Thalia-Theater in Hamburg. Renate Czaja brilliert mit der Rezitation von Werken Rilkes, Tucholskys und – auf dem Hohenkarpfen – Schlichters.

Schlichter besingt, von Hölderlins Hymnen inspiriert, den „Schwarzwald“, die „Wetterwolken über dem Jura“ und den „Hohentwiel“. Er verfasst seine Autobiographie als Entwicklungsroman in der Nachfolge von „Unterm Rad“ seines Landsmanns Hermann Hesse und von Heinrich Kellers „Grünem Heinrich“. Er bezieht in kunsttheoretischen Schriften leidenschaftlich Stellung. Und er führt eine umfangreiche Korrespondenz mit den Künstlern, Dichtern und Denkern seiner Zeit, von George Grosz bis Ernst Jünger.

Das Kunstmuseum Hohenkarpfen zeigt in der laufenden Ausstellung „Idylle und Apokalypse – Rudolf Schlichters Landschaften“ einen repräsentativen Querschnitt durch das umfangreiche Gesamtwerk des Künstlers. Mit dieser Ausstellung wird erstmals Rudolf Schlichter als Landschaftsmaler in den Fokus genommen. Er gilt neben George Grosz und Otto Dix als einer der bedeutenden Vertreter des veristischen Flügels der Neuen Sachlichkeit, zu deren Kernbestand seine Porträts, Stadt- und Milieuszenen gehören.

Rudolf und Speedy Schlichter zwischen Friedrich Georg und Ernst Jünger, Überlingen 1937, Deutsches Literaturarchiv Marbach

1890 in Calw im Nordschwarzwald geboren, studierte Schlichter an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und erlebte in den Zwanziger Jahren seinen künstlerischen Durchbruch in Berlin. 1932 kehrte Schlichter aus der Metropole Berlin nach Süddeutschland zurück und konzentrierte sich in Rottenburg am Neckar vorübergehend fast ausschließlich auf die Darstellung der Landschaft. Neben Gemälden entstanden Hunderte von Zeichnungen, von denen viele im Kontext eines geplanten Landschaftsbuchs stehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, den er in München erlebte, setzte sich Schlichter in surreal anmutenden Landschaften und apokalyptischen Bildern mit den vorausgegangenen Ereignissen des Dritten Reichs auseinander und thematisierte den Verlust von Menschlichkeit in der modernen Zivilisation. 1948 und 1954, ein Jahr vor seinem Tod, nahm Rudolf Schlichter an der Biennale von Venedig teil.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreich illustrierter Katalog im Südverlag, Konstanz. Den Katalog erhalten Sie zum Preis von EUR 22,00 im Museumsshop oder auf Bestellung per E-Mail an museum[at]kunststiftung-hohenkarpfen.de.

Julius Herburger – “Natur zum Bild umformen”

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
22. Juli bis 11. November 2018

Das Kunstmuseum Hohenkarpfen präsentiert in der Sommerausstellung JULIUS HERBURGER – Natur zum Bild umformen Landschaftskunst des oberschwäbischen Malers und Grafikers Julius Herburger (Ravensburg, 1900 – 1973). Er zählt zu den bedeutendsten Malern des 20. Jahrhunderts in Oberschwaben.

Julius Herburger studierte von 1919 bis 1927 an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei Heinrich Altherr und Christian Landenberger. Sein Frühwerk weist spannende Verbindungen mit führenden Vertretern der europäischen Avantgarde der 1920er Jahre auf. Mit Willi Baumeister unternahm er 1926 eine Studienreise nach Paris. Dort begegnete er Fernand Léger, Le Corbusier und Piet Mondrian. Die Pittura Metafisica und ihre Vertreter, wie Giorgio de Chirico, Carlo Carrà und Giorgio Morandi, gaben seiner Malerei Impulse. Neben Jakob Bräckle zählte Herburger zu den interessanten jungen Malern aus Oberschwaben, die bereits früh künstlerische Anerkennung erfuhren.

1928 wurde Herburger Mitglied der Stuttgarter Secession und des Kunstvereins. Als jüngstes Mitglied des Deutschen Künstlerbundes wurden seine Bilder in Berlin, Essen, München, Stuttgart und Wien ausgestellt, erstmals 1930. Im selben Jahr erhielt er einen der vier Staatspreise der Stadt Stuttgart. 1937 wurde seine Bodensee-Landschaft „Meersburg“ von den Nazis aus dem Ulmer Museum entfernt. Gleichwohl zählte Herburger damals zu den am meisten beachteten Künstlern in der Region. Die Sezession Oberschwaben-Bodensee wurde 1946 von ihm mitbegründet. 1952 wurde er Jurymitglied der Stuttgarter Sezession und Vorstandsmitglied des Kunstvereins Oberschwaben.

Julius Herburgers Werk entwickelte sich von der Neuen Sachlichkeit hin zum Expressiven Realismus und umfasst neben Porträts, Stillleben und Karikaturen zahlreiche Landschaften, insbesondere vom Bodensee und aus Oberschwaben. 1950 reflektiert Herburger: „Für mich heißt malen: nicht erfinden, sondern finden und mich in das Gefundene hineinsehen. Ein Stück Natur zum Bild umformen – aber ohne Gewalt und Spekulation umformen; vielmehr nachschaffen unter Berücksichtigung der Erfordernisse des Bildes. […]“

Die Ausstellung JULIUS HERBURGER – Natur zum Bild umformen ist die erste seit 1980, die sich gezielt Herburgers Landschaftsmalerei widmet und ihre Entwicklung über mehrere Jahrzehnte verfolgt.

Neben privaten Sammlern konnten als institutionelle Leihgeber das Museum Langenargen, das Regierungspräsidium Tübingen, die Landkreise Ravensburg und Bodenseekreis und die Städtische Sammlung Ravensburg gewonnen werden.

Plakat der Aussstellung Julius Herburger

Albert Weisgerber – Landschaft und Figurenbild

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
25. März bis 15. Juli 2018

Albert Weisgerber (geb. in St. Ingbert 1878, als Soldat gefallen bei Fromelles in der Nähe von Ypern 1915) ist ein markanter Maler der Klassischen Moderne, den es wiederzuentdecken gilt. Die Ausstellung Landschaft und Figurenbild belegt mit herausragenden Gemälden seine künstlerische Position in der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts.

Als erster Präsident der Münchener Neuen Secession zählte er an der Münchner Akademie der bildenden Künste mit Wassily Kandinsky und Paul Klee zu den beneideten Schülern des Malerfürsten Franz von Stuck. Schon während des Studiums und danach prägte Weisgerber als Illustrator der stilbildenden Zeitschrift „Jugend“ das Gesicht des Jugendstils mit. In seiner Malerei setzte er sich eindrucksvoll mit der dunkeltonigen Maltradition Münchens, dann jedoch mit der Lichtmalerei des Impressionismus und dem expressiven Farbauftrag des Blauen Reiters auseinander. Seine Motive fand er im Münchner Umland, im Voralpengebiet und auf Reisen an die Nordsee, in den Böhmerwald und nach Tirol.

Gemeinsame Reisen mit dem Studienfreund Gino de Finetti nach Italien auf den Spuren der alten Meister des Quattrocento und Cinquecento in Florenz und Rom sowie wiederholte längere Aufenthalte in Paris im legendären Künstlerkreis des Café du Dôme mit Hans Purrmann, Rudolf Levy, Theodor Heuss und Hermann Uhde-Bernays und an der berühmten Académie Matisse und wurden zu prägenden Erfahrungen. Neben Henri Matisse gewannen Paul Cézanne und Édouard Manet nachhaltige Bedeutung für seine Entwicklung. Während sich andere Vertreter der Avantgarde zunehmend der Abstraktion verpflichtet fühlten, setzte Weisgerber konsequent auf die gegenständliche Darstellungsweise von Landschaft und Figurenbild.

In München lernte er seine Frau, die aus Prag stammende jüdische Malerin Margarete Pohl, kennen. Als Lehrer an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnen-Vereins wies er seinen Schülerinnen den Weg zur Malerei der Moderne. Bei seinem frühen Tod im Ersten Weltkrieg hinterließ Weisgerber mit über 400 Gemälden und unzähligen graphischen Arbeiten ein umfangreiches und vielschichtiges Œuvre von hoher künstlerischer Qualität und Aussagekraft.

Exemplarische Werke seiner Malerfreunde und Zeitgenossen Hans Purrmann (1880–1966), Gino de Finetti (1877–1955), Rudolf Levy (1875–1944) und William Straube (1871–1954) ergänzen die Ausstellung.

Neben privaten Sammlern konnten als Leihgeber die Albert-Weisgerber-Stiftung in St. Ingbert, das Saarlandmuseum in Saarbrücken, das Familienarchiv Heuss in Basel und die Landkreise Ravensburg und Bodenseekreis (Dauerleihgaben Oberschwäbische Elektritzitätswerke OEW) gewonnen werden.

Die Ausstellung wird gefördert von der Peter Gross Bau Holding GmbH aus St. Ingbert, der Privaten Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, der Aesculap AG, den Sparkassen der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg und dem Regierungspräsidium Freiburg.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreich illustrierter Katalog im Belser-Verlag, Stuttgart. Den Katalog erhalten Sie zum Preis von EUR 19,95 im Museumsshop oder auf Bestellung per E-Mail an museum[at]kunststiftung-hohenkarpfen.de.

Ein Leben an der Staffelei. Käte Schaller-Härlin zum 140. Geburtstag

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
23. Juli bis 12. November 201
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Käte Schaller-Härlin (1877 – 1973) zählt zu den interessanten und vielfältigen Künstlerinnen des deutschen Südwestens. Die Kunststiftung Hohenkarpfen präsentierte 2017 anlässlich ihres 140. Geburtstags erstmals einen Überblick über ihr facettenreiches Werk. Die Ausstellung umfasste Studienblätter aus Italien, Entwürfe für sakrale Wand- und Glasmalereien, Porträts und Stillleben sowie Landschaftsmalerei.

Viele der in der Kunststiftung Hohenkarpfen gezeigten Werke sind erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen. Sie bieten einen völlig neuen Blick auf das Schaffen der Malerin. So war zum Beispiel bisher nicht bekannt, dass sie auch in der Landschaftsmalerei brillierte. Die Studienblätter hingegen ermöglichen es, ihre künstlerische Entwicklung nachzuvollziehen. Die Entwürfe für die sakralen Wand- und Glasmalereien gewähren Einblicke in ihre Arbeitsweise.

Schaller-Härlins Schaffen spannt sich vom späten 19. Jahrhundert bis weit in die 1960er Jahre. Sie wurde 1877 als Tochter eines Missionars in Mangalore in Indien geboren und besuchte bereits mit 16 Jahren die Städtische Gewerbeschule in Stuttgart. Anschließend studierte sie an der Damen-Akademie des Münchner Künstlerinnen-Vereins, während sie bereits Illustrationen für die Zeitschriften „Jugend“ und „Meggendorfer Blätter“ schuf. Sie unternahm mehrfach Italienreisen, studierte die alten Meister und übte sich in einer Accademia di belle arti im Aktzeichnen.

Im Sommersemester 1909 hörte Käte Schaller-Härlin die Vorlesungen Adolf Hölzels, der mit seinen Studenten kurz zuvor in den Pfullinger Hallen die Wandmalerei erneuert hatte. Außerdem besuchte sie in Paris vermutlich als Gasthörerin die Académie Matisse und studierte bei Maurice Denis. Mit ihren hoch gelobten sakralen Wand- und Glasmalereien eroberte sie eine damalige Männerdomäne. Mehr noch: In der Zusammenarbeit mit Martin Elsaesser, der als der Architekt des modernen protestantischen Kirchenbaus gilt, avancierte sie zu einer Schlüsselfigur im Bereich der neuen Sakralkunst.

1911 heiratete sie den Kunsthistoriker und Kunsthändler Dr. Hans Otto Schaller, unter dessen Leitung das Stuttgarter Kunsthaus Schaller zu einer bedeutenden Ausstellungsstätte für die aktuelle südwestdeutsche Kunst wurde. Nach dessen Tod im Ersten Weltkrieg, der sie in eine tiefe Krise stürzte, begann ihre erfolgreiche Karriere als Porträtmalerin: Sie porträtierte bedeutende Köpfe aus Politik, Wissenschaft und Industrie, war auch im Ausland, in der Schweiz, Spanien und Italien, gefragt. Sie lebte fortan nur noch für ihre Malerei, schuf in großer Zahl Porträts und Stillleben sowie einige wenige Kirchenfenster. Ihre besten Porträts entstanden vor allem in den 1920er Jahren, in denen sie sich stilistisch der Neuen Sachlichkeit annäherte.

Einen tiefen Einschnitt bildete die Zerstörung ihres Stuttgarter Hauses 1944, bei dem Schaller-Härlin zahlreiche Werke und große Teile ihrer persönlichen Habe verlor. Mit ihrer Hausangestellten Anna Zaiss zog sie nach Eschach bei Schwäbisch Gmünd, wo sie nach anfänglichen Schwierigkeiten weiter malen konnte. Sie porträtierte nicht nur in der Region, sondern reiste auf sogenannten „Malfahrten“ unter anderem nach Berlin und Hamburg.

Ab Herbst 1950 lebte sie in der „Villa Schaller“ auf dem Rotenberg, die Martin Elsaesser 1911 für ihren Schwiegervater errichtet hatte. Das einst imposante Gebäude hatte Kriegsschäden erlitten und bot eine zunächst nur provisorische Wohn- und Arbeitssituation. Dort erfuhr das Schaffen der „Bergschallerin“, wie sie sich selbst nannte, einen letzten Höhepunkt. Sie porträtierte zahlreiche bürgerliche Familien des Umlands. Besonders gefragt waren jedoch ihre einfühlsamen Kinderporträts. Die letzten Auftragsporträts entstanden Ende der 1960er Jahre. Danach entstanden meist nur noch kleinformatige Stillleben, in der Regel als Geschenke. 1967 erhielt Käte Schaller-Härlin eine offizielle Ehrung: wie zuvor anderen bedeutenden Malerinnen, etwa Maria Caspar-Filser, wurde ihr das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen. 1973 starb Käte Schaller-Härlin in Stuttgart-Rotenberg.

Zur Ausstellung erscheint im Belser-Verlag, Stuttgart, die erste wissenschaftliche und umfangreich illustrierte Künstlermonografie über Käte Schaller-Härlin. Sie erhalten das Buch zum Preis von EUR 19,95 im Museumsshop oder auf Bestellung per E-Mail an museum[at]kunststiftung-hohenkarpfen.de.

Landschaftsbild im Wandel. 30 Jahre Kunstmuseum Hohenkarpfen

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
9. April bis 16. Juli 2017

Im Frühjahr 2017 blickte die Kunststiftung Hohenkarpfen auf 30 Jahre erfolgreiche Ausstellungstätigkeit in den Räumen des 1986 eröffneten Kunstmuseums am Fuß des gleichnamigen Bergs am Ostrand der Hochbaar zurück. Zum ersten Mal wird eine repräsentative Auswahl an wichtigen Leihgaben aus Ausstellungen der vergangenen 30 Jahre gezeigt.

Mit ihren fast 80 Themenausstellungen zur Kunst des deutschen Südwestens und Präsentationen einzelner Künstler, die für diese Landschaft prägend waren, hat die Kunststiftung Hohenkarpfen ihren satzungsgemäßen Zweck verfolgt, die für die Region bedeutsame Kunst wissenschaftlich aufzuarbeiten und einem breiten Publikum in ihren Ausstellungen zugänglich zu machen.
Dies geschah beispielhaft zum einen mit einschlägigen Themenausstellungen zur Bernsteinschule, zum Landschaftsbild der Oberen Donau und des Oberen Neckar, die jeweils in Kooperationen mit den Landkreisen und Kommunen der Region realisiert werden konnten, sowie zum schwäbischen Impressionismus, den südwestdeutschen Malern in Paris, zur Geschichte der Landwirtschaft in der Kunst oder zu Theodor Heuss und dessen Beziehung zur Kunst. Andererseits wurden mit monographischen Ausstellungen die Lebenswerke zahlreicher Künstler gewürdigt.

Die Ausstellung vermittelt anhand von über 50 bedeutenden Exponaten einen Überblick über das südwestdeutsche Kunstschaffen von der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die letzten Jahrzehnte. Dabei liegt der Schwerpunkt, neben Portraits, Stillleben und der Genremalerei, auf der Landschaftsmalerei. Sie spannt den Bogen von Carl Ludwig Frommel, Albert Kappis, Emil Lugo, Hans Thoma, Christian Landenberger, Felix Hollenberg, Maria Caspar-Filser, Hans Purrmann, Erich Heckel, Otto Dix bis hin zu Adolf Hölzel, Willi Baumeister und Jakob Bräckle. Dieser exemplarische Parcours macht das historische Panorama und den Wandel dieser Kunstlandschaft anschaulich nachvollziehbar und gibt immer wieder Anlass, über das Verhältnis zwischen Naturschönem und Kunstschönem nachzudenken.

In der Zusammenstellung der Werke und deren Dokumentation in einem zur Ausstellung erscheinenden Katalogband bündelt die Ausstellung auch die Erkenntnisse aus 30 Jahren Ausstellungs- und Forschungstätigkeit der Kunststiftung Hohenkarpfen und ermöglicht so vielen Besuchern das Wiedersehen mit dem einen oder anderen liebgewonnenen Werk.

Der langsame Pfeil der Schönheit. Aus der Sammlung des Kunstmuseums Hohenkarpfen

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
26. Juni bis 6. November 2016

Im Sommer 2016 feierte das Kunstmuseum Hohenkarpfen sein 30-jähriges Bestehen. Die Sommerausstellung präsentierte zu diesem Anlass eine Auswahl an wichtigen Werken aus der eigenen Sammlung.

Am Anfang stand die Stiftung eines umfassenden Konvoluts von Darstellungen des Lebens der Menschen und der Landschaft der Hochbaar von der Hand des aus Tuttlingen stammenden Malers und Zeichners Ernst Riess (1884-1962), der Hausen ob Verena durch Herkommen verbunden war. Sie führte zur Gründung der Kunststiftung Hohenkarpfen ebenso wir zur Idee eines Kunstmuseums, das der regionalen Kunstgeschichte im Südwesten Deutschlands gewidmet sein sollte.

Im Juni 1986 ist das Kunstmuseum Hohenkarpfen im denkmalgeschützten Ökonomiegebäude des früheren Meierhofs am Fuße des 912 m hohen Bergkegels eröffnet worden. Neben der breitgefächerten Aufarbeitung kunsthistorischer Strömungen widmet die Kunststiftung Hohenkarpfen die Ausstellungen in ihrem Museum der Landschaftsmalerei im deutschen Südwesten. Sie bildet auch den thematischen Schwerpunkt der museumseigenen Sammlung.

Diese Sammlung ist in den drei Jahrzehnten stetig gewachsen. Ihren Zuwachs verdankt sie insbesondere Ankäufen des Landes Baden-Württemberg und anderer Institutionen, die dem Museum zur dauerhaften Bewahrung überlassen worden sind, sowie zahlreichen Schenkungen einzelner Werke oder ganzer Konvolute aus privater Hand. So wurde auch der Bestand an Werken von Ernst Riess durch weitere Schenkungen vermehrt.

Neben Ernst Rieß sind Felix Hollenberg, Hugo Geissler und Emil Wachter mit Ansichten der näheren Umgebung des Hohenkarpfen vertreten. Die Sammlung umfasst heute darüber hinaus zahlreiche Werke von stil- und schulbildenden Landschaftsmalern der Akademien in Karlsruhe und Stuttgart. Die Tradition der Stuttgarter Akademie ist u.a. mit Gemälden von Gottlieb Friedrich Steinkopf, Robert von Haug, Adolf Hoelzel, Heinrich Altherr und Oskar Schlemmer vertreten, die der Karlsruher Akademie mit Ernst Würtenberger, Walter Conz und August Babberger. Die nach-expressionistische Generation dokumentieren Werke von Franz Frank, Alfred Lehmann, Peter Jakob Schober und Hans Fähnle. Den regionalen Aufbruch nach dem Zweiten Weltkrieg in der sogenannten Bernsteinschule markieren Werke von Paul Kälberer, HAP Grieshaber und Emil Kiess. Karl Caspar, Wilhelm Geyer und Jakob Bräckle repräsentieren die oberschwäbische Kunstlandschaft.

Von COURBET zu SCHUCH. Realismus und reine Malerei

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen und im Stadtmuseum Hüfingen von 19. März bis 19. Juni 2016

Gustave Courbet, 1819 in Ornans in der Franche-Comté geboren und 1877 in La Tour de Peilz am Genfer See gestorben, hat sich mit seiner Malerei und seinem öffentlichen Wirken schon zu Lebzeiten einen Platz als Jahrhundertgestalt der Kunstgeschichte erworben. Courbei erregte weit über Frankreich hinaus enorme Aufmerksamkeit und faszinierte eine ganze Generation von Künstlern. Besonders in deutschen Künstlerkreisen, etwa um die Frankfurter Maler Otto Scholderer und Viktor Müller oder um Wilhelm Leibl in München, stieß Courbet mit seiner Kunst und seiner Persönlichkeit auf Resonanz. An diesen Orten wurden nicht nur seine Werke ausgestellt, hier hielt er sich auch mehrmals für längere Zeit auf, so 1858-59 in Frankfurt und 1869 in München, wo er vor den bewundernden Augen seiner deutschen Malerkollegen in situ seine Malkunst demonstrierte.

Carl Schuch wurde erst posthum bekannt. Von Jugend an finanziell unabhängig und nicht auf Ausstellungen angewiesen, schuf er sein imposantes malerisches Werk praktisch im Verborgenen. Schuch, ein Österreicher deutscher Herkunft, 1846 in Wien geboren und dort auch 1903 gestorben, war vom Lebensweg und Selbstverständnis her ganz Europäer. Häufig wechselte er seinen Wohnsitz, zog von Wien nach München, Rom, Venedig, Brüssel und Paris wieder nach Wien. Für einige Zeit gesellte er sich zum Künstlerkreis um Leibl in München.
In den Jahren 1882 bis 1894 lebte er in Paris, wo er im Dialog mit der französischen Malerei, von Camille Corot über Edouard Manet, Claude Monet bis zu Paul Cézanne, eine aus dem malerischen Duktus lebende autonome Bildsprache und eigenständige künstlerische Position erlangte. Eine herausragende Rolle spielte seine intensive und kritische Auseinandersetzung mit Courbet. Zudem begab er sich von 1886 bis 1893 jeden Sommer in Courbets Heimatregion, wo er die Juralandschaften um den Saut-du-Doubs an der Schweizer Grenze zum zentralen Motiv seiner Landschaftsmalerei machte.

Die Zusammenschau der Werke von Gustave Courbet und Carl Schuch im Kreis der Malerfreunde Theodor Alt, Albert Lang, Wilhelm Leibl, Otto Scholderer, Johann Sperl, Hans Thoma und Wilhelm Trübner beleuchtet ein bedeutendes Kapitel der deutsch-französischen Kunstgeschichte und demonstriert die faszinierende Verwandlung des Realismus in reine Malerei.

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Kunststiftung Hohenkarpfen und des Stadtmuseums für Kunst und Geschichte Hüfingen auf Basis der Städtepartnerschaft Hüfingen und Ornans.

Für ihre Unterstützung danken wir unseren Förderern: Stadt Hüfingen; Aesculap AG; Regierungspräsidium Freiburg; den Kreissparkassen Rottweil und Tuttlingen sowie der Sparkasse Schwarzwald-Baar; Toto-Lotto-Stiftung Baden-Württemberg.

Alfred Wais. Magie der Dinge

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen von 26. Juli bis 8. November 2015

Alfred Wais gehört zu den deutschen Künstlern, die im letzten Jahrhundert die Entwicklung der Malerei vorangetrieben und vollkommen eigenständige Wege der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand beschritten haben. Der zeitliche Bogen seines künstlerischen Werks spannt sich von den 20er Jahren bis fast ans Ende des Jahrhunderts. Er hat in seinem Schaffen Synthesen verschiedener Stilrichtungen der Moderne erarbeitet und dabei in der Form erregte, in der Farbe furiose und in den Motiven fantastische Bildwelten von überbordender Sinnlichkeit und Fülle geschaffen, die jeden Betrachter zu faszinieren wissen.

Der im Jahr 1905 in Birkach bei Stuttgart geborene Bauernsohn studierte den Jahren1926 bis 1930 in Stuttgart – zunächst an der Technischen Hochschule, dann an der Akademie – Bildhauerei und Malerei. Ab 1929 beteiligte er sich an den Ausstellungen der Stuttgarter Neuen Sezession. Die NS-Zeit überstand er als Kunsterzieher an verschiedenen Gymnasien. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft sowie der Zerstörung seiner Stuttgarter Wohnung mit seinem Frühwerk siedelte er 1946 nach Blaubeuren um, wo er fortan als freischaffender Künstler lebte und am aufkeimenden Kunstleben in Oberschwaben teilhatte. Gleichzeitig nahm er die Verbindungen nach Stuttgart wieder auf, wo er die Freie Gruppe schwäbischer Maler und Bildhauer initiierte, die sich 1952 mit ihrer ersten großen Ausstellung in der Staatsgalerie vorstellte. Wais engagierte sich über Jahrzehnte in herausragender Weise für seine Künstlerkollegen und das Kunstleben in Stuttgart, wo er 1988 starb.

Aus dem breit angelegten und technisch vielgestaltigen Oeuvre von Alfred Wais präsentiert diese Ausstellung unter dem Titel „Magie der Dinge“ eine Auswahl von Ölgemälden und Radierungen, die motivisch um die nächstliegenden Gegenstände kreisen, um die Welt, die den Maler alltäglich umgibt. Wais stellt die Dinge nicht dar, er macht sie mit malerischen und grafischen Mitteln lebendig. Den Blumen oder Früchten, Arbeitsgeräten oder Möbeln in seinen Stillleben und Interieurs, den Gräsern, Bäumen oder Gewässern in seinen Gartenszenen und Landschaftsbildern, sowie seinen unvergleichlichen Panoptiken aus Puppen, Plüschtieren oder Marionetten verleiht Wais als bildnerische Schöpfungen ein mal geheimnisvolles, mal irritierendes Eigenleben. Wais schafft Bilder, in denen er die Dinge durch die Macht der Imagination verzaubert und die ihn als einen ebenso wichtigen wie markanten Künstler des deutschen Südwestens ausweisen.

Carl Roesch. Ein Schweizer Maler

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen von 29. März bis 19. Juli 2015

Carl Roesch, 1884 als Kind deutscher Eltern in Gailingen am Hochrhein geboren, wuchs im Thurgauischen Diessenhofen auf. Nach seiner Ausbildung in Winterthur, Karlsruhe und München ließ er sich in Diessenhofen nieder. Der Ort blieb sein Wirkungszentrum bis zu seinem Tod 1979.

Der Handwerkersohn Carl Roesch, dem in seinem Streben stets der enge Zusammenhang zwischen Handwerk und Kunst wichtig war, schloss sich dem Werkbund an, dessen Ideen der Verschmelzung von Kunst und Lebensalltag er teilte. Demgemäß fand er insbesondere in der angewandten Kunst ein reiches Betätigungsfeld und hohe Anerkennung. Schon seit jungen Jahren war Roesch ein überaus erfolgreicher Künstler. Nicht nur in der heimischen Schweiz, sondern auch in Deutschland und Frankreich wurden seine Werke ausgestellt und geschätzt. Zahlreiche Aufträge für monumentale Wandmalereien, Mosaiken oder Glasfenster in öffentlichen oder kirchlichen Räumen belegen die Wertschätzung, die Roesch genoss. 1937 vertrat er die Schweiz auf der Weltausstellung in Paris.

Carl Roesch ist ein exemplarischer Künstler des 20. Jahrhunderts, in dessen Lebensgang und künstlerischer Entwicklung die Aufbrüche und Abbrüche in Geschichte, Gesellschaft und Kunst dieser Epoche anschaulich werden. Er setzte ich intensiv mit seinen Zeitgenossen auseinander, von Paul Cézanne über Pablo Picasso bis zu den Abstrakten der Nachkriegszeit. Er nahm Anregungen von ihnen in seine künstlerische Arbeit auf und transformierte sie auf eigenständige und sehr eigenwillige Art. Seine Motive reichen von der traditionellen Ikonographie bis zu Themen des modernen Lebens wie Sport und Freizeit. Immer wieder wendet er sich der heimischen Landschaft zu und den in ihr tätigen Menschen – sie bilden die Leitmotive seines umfangreichen persönlichen Werks.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen ist die erste Einzelausstellung zum Werk von Carl Roesch in Deutschland.
Sie wird ergänzt um die Präsentation einer Auswahl von Fotografien der fünfzig Jahre jüngeren Zwillingsbrüder Bruno und Eric Bührer, die das Leben Roeschs und seiner Frau Margrit, die großen Anteil an seinem Lebenswerk hatte, dokumentierten.

Die Ausstellung entstand mit Unterstützung der Carl und Margrit Roesch-Stiftung, Diessenhofen, dem Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen sowie der Sturzenegger-Stiftung, Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen.

Fritz Lang. Zwischen Alb und Afrika

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen von 27. Juli bis 9. November 2014

Fritz Lang, 1877 in Stuttgart geboren, studierte nach einer Lehre als Dekorationsmaler an der Kunstakademien Stuttgart und Karlsruhe.
In seinen frühen Jahren trug er wesentlich zur Erneuerung des Holzschnitts im Zuge der Kunst des Jugendstils bei. Mit der Aufnahme der Flächencharakteristik der Druckgraphik in seine Malerei entwickelte er in den 1920er Jahren eine ihm eigene künstlerische Formensprache mit stark stilisierenden Linien und Flächenformen. Das Widerspiel von Detailgenauigkeit und strenger Formensprache trägt wesentlich zum Reiz seiner Gemälde und Graphiken bei.

Besonderen Anklang fand er mit seinen Tiermotiven und darunter wiederum einheimische und exotische Vögel. Seine Bildwelten sind bevölkert von Hunden und Mäusen, von Pfauen und Spatzen, von Tigern und Panthern, von Papageien und Flamingos – neben vielen anderen Tieren. Eine bedeutende Rolle für seine Themenwelt spielte die Schiffsreise nach Ostafrika, die Fritz Lang von Juni bis Dezember 1928 unternahm. Auf ihr gewann er Eindrücke, die sein Schaffen fortan motivisch bestimmten.

Die für diese Ausstellung zusammengestellte Auswahl der Werke, die den Bogen von den Anfängen bis in seine letzten Schaffensjahre schlägt, gibt Gelegenheit in die Bildwelten von Fritz Lang einzutauchen und zu entdecken, dass ihr besonderer Reiz nicht nur im Charme der exotischen Motive liegt, sondern auch im unverwechselbaren Stil und der künstlerischen Eigenart, mit der sie gestaltet sind.

Werner Rohland. Figuren, Räume, Landschaften.

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen von 13. April bis 20. Juli 2014

Der Maler Werner Rohland, 1899 in Crimmitschau in Sachsen als Sohn eines Druckereibesitzers geboren und 1974 in Stuttgart-Bad Cannstatt gestorben, gehört zu jenen Künstlern, denen es zeitlebens schwerfiel, die ihnen angemessene Beachtung zu finden.

Nachdem Rohland zunächst eine Buchdruckerlehre im väterlichen Betrieb absolviert hat, arbeitet er u.a. in der Großdruckerei von C.H. Beck in Nördlingen und bildete sich autodidaktisch zum Maler aus. Unter schwierigen Umständen wagt er 1932 den Sprung in die Existenz eines freien Künstlers. Nur mit Mühe hält er sich in den ersten Jahren über Wasser. Rohland wird bestärkt von Freunden wie den Schriftstellern Bruno Götz und Robert Binswanger und dem Maler William Straube, der ihm zum Mentor wird. Er heiratet 1935 und lebt mit seiner Familie am Bodensee. 1939 geht Rohland in seine Heimat zurück. Er wird 1942 eingezogen und dient in einem Sanitärbataillon. Beim Bombenangriff auf Dresden wird sein gesamtes bis dahin entstandenes Werk zerstört.

Nach Krieg und Gefangenschaft lässt er sich in Tiefenbach am Federsee nieder und nimmt am erwachenden Kunstleben in Oberschwaben teil – unterstützt von Landrat Karl Anton Maier und den Künstlerkollegen, die sich miteinander austauschen und gegenseitig helfen. Anfang der 1950er Jahre ist er Mitglied der Freien Gruppe in Stuttgart, bewegt sich hier im Kreis um Alfred Wais und Manfred Henninger.

Obwohl seine schwäbischen Künstlerfreunde wie er an den gegenständlichen Ausdrucksformen der Malerei festhalten in Zeiten, zu denen die Abstraktion als quasi einzig rechtmäßige zeitgemäße Sprache der Gegenwartskunst gesehen wurde, bleibt er in dieser Gruppe und in der Folgezeit künstlerisch ein Einzelgänger.

Bevorzugte Motive seiner Landschaften und Innenräume, Figurenbilder und Stillleben sind die ihm vertrauten Umgebungen und sein persönliches Umfeld. Stilistisch ist Rohlands Malerei geprägt von seiner entschiedenen Neigung zur französischen Malerei seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, insbesondere ihrer kultivierten Farbigkeit, kompositorischen Ausgewogenheit und differenzierten flächigen Textur.

Die Ausstellung im Jahr des 40. Todestages von Werner Rohland gibt Gelegenheit, diesen Maler intimer Stimmungen und farbiger Nuancen neu zu entdecken.

Theodor Heuß und die Kunst

Kooperation mit den Städtischen Museen Heilbronn und dem Familienarchiv Heuss, Basel. Ausstellungen im Kunstmuseum Hohenkarpfen von 21. Juli bis 10. November 2013 und in der Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn, von 15. März bis 29. Juni 2014

Wie kein anderer deutscher Politiker neben oder nach ihm hat Theodor Heuß (1884–1963) mit seiner Persönlichkeit weit über sein politisches Wirken und seine Lebenszeit hinaus in Gesellschaft, Kultur und Medien markante Spuren hinterlassen und Maßstäbe gesetzt.

Neben seinem publizistischen und politischen Engagement, das ihn zu einem der herausragenden liberalen Politiker in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland machen und bis in das Amt des Bundespräsidenten führen sollte, blieb Heuss der Kultur und insbesondere der Bildenden Kunst stets eng verbunden. Kunst durchzieht sein Leben wie ein roter Faden und zeigt sich in nahezu allen Facetten. Wichtigen deutschen Künstlern war er ein guter Freund und Wegbegleiter oder wohlgesinnter Kritiker, darunter Hans Purrmann, Albert Weisgerber oder Richard Riemerschmid.

Heuss schrieb Ausstellungsberichte und Kunstkritiken für verschiedene Zeitungen oder Beiträge über Architektur und Design. Nach dem Ersten Weltkrieg wirkte er als Kulturfunktionär für den Deutschen Werkbund und nach dem Zweiten Weltkrieg als „Kultminister“ in Württemberg-Baden. Als erster Bundespräsident erlangte Heuss große Popularität und wurde zu einem begehrten Modell für Künstler. Zudem war Heuss selbst leidenschaftlicher Zeichner und bezeichnete sich in dieser Hinsicht als „vergnügter Dilettant“.

Die Ausstellung zeigt auf, welche Rolle das vitale Interesse für die Kunst im Leben des „homme de lettres“ Theodor Heuss spielte und auf welche Weise er – sei es als Publizist, sei es als Politiker – im Feld der zeitgenössischen Kunst gewirkt hat. Ausstellung und Katalog veranschaulichen auf beispielhafte Weise, auch die kritischen Aspekte seines Wirkens sowie die Grenzen seines Kunstverständnisses aufzeigend, wie eng bei ihm publizistisches und politisches Handeln mit Kunst und Kultur verbunden ist. Dadurch wird das Bild von Theodor Heuss abgerundet, der als Bildungsbürger, im besten Sinn des Wortes, der breiten Bevölkerung den Weg zu Kunst und Kultur eröffnen wollte.

Die Ausstellung zeigt Werke von
Adolf Amberg / Otto Baum / Willi Baumeister / Maria Caspar-Filser / Lovis Corinth / Otto Dix / Otto Eglau / Bernhard Heiliger / Karl Hofer / Hans-Jürgen Kallmann / Gustav Kampmann / Friedrich von Keller / Käthe Kollwitz / Oskar Kokoschka / Max Liebermann / Gerhard Marcks / Reinhold Nägele / Hermann Pleuer / Hans Purrmann / Otto Reiniger / Gustav Schönleber / Renée Sintenis / Hermann Sohn / Karl Stauffer-Bern / Fritz Steisslinger / Karl Stirner / Gustaf Stotz / Kurt Weinhold / Albert Weisgerber / Rudolf Yelin d. J. / Heinrich von Zügel / Hermann Heuss sowie Theodor Heuss.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt mit den Städtischen Museen Heilbronn/Kunsthalle Vogelmann, wo sie vom 15. März bis zum 29. Juni 2014 gezeigt wird.

Wir danken dem Familienarchiv Heuss, Basel, und der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, Stuttgart, für die großzügige Unterstützung.

Maria Caspar-Filser. Aus der Heimat in die Welt

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen von 24. März bis 14. Juli 2013 und in der Städtischen Galerie im Fruchtkasten des Klosters Ochsenhausen von 30. Juni bis 6. Oktober 2013

Maria Caspar-Filser wurde 1878 in Riedlingen an der Donau geboren. Schon früh widmete sie sich ernsthaft der Malerei. Sie studierte an den Akademien in Stuttgart und München und gewann bald darauf hohes Ansehen weit über den süddeutschen Raum hinaus. Sie gehörte, jeweils als einzige Frau, zu den Gründungsmitgliedern der SEMA im Jahr 1911 und der Münchener Neuen Secession 1913. In den zwanziger Jahren war sie mehrfach auf der Biennale in Venedig vertreten, 1925 wurde sie als erste deutsche Malerin zur Professorin ernannt. Caspar-Filser war einhellig anerkannt als eine der wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten der Zeit.

Doch sie und ihr Mann, der Münchner Maler Karl Caspar, mit dem sie seit 1907 verheiratet war, wurden Opfer des vernichtenden Wirkens der nationalsozialistischen Diktatur, während der beide als „entartet“ geächtet und verfolgt wurden. Während dieser Zeit zogen sie sich in die innere Emigration nach Brannenburg am Inn zurück, wo Maria Caspar-Filser bis zu ihrem Tod 1968 lebte.

Nach dem Krieg erfuhr sie wieder höchste Ehrungen, wie den Oberschwäbischen Kunstpreis oder das Bundesverdienstkreuz. Allerdings ist ihrem herausragenden malerischen Werk bis heute jene – zuvor erworbene und eigentlich zustehende – überregionale Wirkung versagt geblieben, wie sie anderen verfemten Künstlern, aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu den bestimmenden Avantgarde-Gruppen des 20. Jahrhunderts und deren umfassender kunsthistorischer Würdigung nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zuteil wurde. So bedeutet die Ächtung im Nationalsozialismus für sie (neben persönlichem Leid) einen bis heute wirksamen Einschnitt der kunsthistorischen Wertschätzung, die seitdem in keinem Verhältnis zu ihrem künstlerischen Rang steht.

Erstmals nach über zwei Jahrzehnten stellen nun die Kunststiftung Hohenkarpfen und die Stadt Ochsenhausen das Werk Maria Caspar-Filsers wieder umfassend vor. Die beiden Ausstellungen geben einen repräsentativen Überblick über ihr Gesamtwerk und spannen – mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten – den Bogen vom Frühwerk und den atmosphärischen Landschaftsbildern der Alb über die monumentalen Erntebilder zu den farbprächtigen Blumenstillleben der späten Jahre.

Die zweite Ausstellung „Maria Caspar-Filser. Farbenklang und Blütenpracht“ findet vom 30. Juni bis zum 6. Oktober in der Städtischen Galerie im Fruchtkasten des Klosters Ochsenhausen statt.

Wilhelm Geyer. Landschaften Portraits Interieurs

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen von 22. Juli bis 11. November 2012

Wilhelm Geyer wurde 1900 in Stuttgart geboren und studierte hier an der Kunstakademie von 1919 bis 1926, unter anderem als Meisterschüler von Christian Landenberger. Gleichzeitig beeindruckt vom heftigen Gestus des späten Lovis Corinth, verband Geyer in seiner Malerei die impressionistische Flüchtigkeit seines Lehrers mit einer ihm eigenen expressiven Wucht und schuf Gemälde, die sich zwischen den Polen freier formaler Auflösung und starker emotionaler Aufladung bewegten.

Schon bald war er zentrale Gestalt eines Kreises gleichgesinnter Akademieschüler, darunter Hans Fähnle, Franz Frank oder Manfred Henninger, und er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Neuen Sezession in Stuttgart. Nach dem Studium ließ er sich in Ulm nieder, wo er bis zu seinem Tod 1968 lebte. Hier entstanden die Entwürfe für kirchliche Wandmalereien und Glasfenster, die in der Folgezeit im Zentrum seines Schaffens stehen sollten – unterbrochen von der nationalsozialistischen Diktatur, während der er sich in seiner Existenz bedroht sah, weil seine Werk als „entartet“ diffamiert und ab 1937 aus den öffentlichen Sammlungen entfernt wurden und wegen seiner regimekritischen Haltung. So wurde er wegen seiner Verbindungen zur Widerstandsgruppe Weiße Rose hundert Tage lang inhaftiert.

Die christlichen Motive, die seit Geyers Anfängen in den frühen zwanziger Jahren in seinem Werk im Vordergrund standen, verschafften ihm bald Ansehen als bedeutender religiöser Maler ließen ihn sowohl vor als auch nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der wichtigsten deutschen Kirchenkünstler werden. Bis heute ruht die Anerkennung für das künstlerische Wirken von Wilhelm Geyer vor allem auf seinen religiösen Werken.

Die Anerkennung als Maler der sichtbaren Welt – in Landschaften, Interieurs, Portraits – blieb trotz mehrerer Ausstellungen im Vergleich dazu weit zurück. Die Auswahl der Gemälde für die Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen stellt die Motive Geyers jenseits der christlich-religiösen Themen in den Mittelpunkt. Besonders in diesen Bildern mit profanen Themen aus seinem persönlichen Umfeld wird deutlich, warum Wilhelm Geyer, der seine gestisch dynamische Malweise selbst als „malerische Malerei“ bezeichnete, zu den herausragenden Vertretern des „Expressiven Realismus“ der deutschen Malerei im 20. Jahrhundert zählt.

In seinen frühen Interieurs, den zahlreichen Selbstportraits und Familienbildnissen sowie den Landschaftsbildern – unter ihnen besonders den Gartenbildern und den späten Neuburger Landschaften – kommt das energisch zupackende Wesen der Malerei Geyers am unmittelbarsten zum Ausdruck. In ihnen verkörpert sich exemplarisch, was Geyer selbst von jeder Kunst forderte: Malerei als „echte Begegnung mit der Welt“.

Ein Ausflug in die Welt des Malers Jakob Bräckle

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
1. April bis 15. Juli 2012
und in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg beim Bund in Berlin
5. Mai bis 25. Juni 2013

Eine Ausstellung kuratiert von Arnold Stadler

Das Werk Jakob Bräckles hinterließ und hinterlässt bei den meisten Menschen, die für Bilder ansprechbar sind, und zwar einfachen Betrachtern wie auch den sogenannten Experten und Künstlerkollegen, einen großen, ja unvergesslichen Eindruck. Jakob Bräckle, in Winterreute bei Biberach am 10. Dezember 1897 geboren, in Biberach am 29. Oktober 1987 gestorben, ist einer der bedeutenden,
in seinem lebenslangen, kontinuierlichen Schaffen stets gegenständlich gebliebenen Maler Süddeutschlands im zwanzigsten Jahrhundert.
Von 1917 bis 1923 studierte der Bauernsohn, der für den Beruf des Bauern wegen einer durch eine missglückte Impfung in Kindheitstagen bedingten Einschränkung nicht mehr in Frage kam, an der Kunstakademie in Stuttgart. Anschließend kehrte Bräckle für den Rest seines Lebens nach Winterreute und in das nahegelegene Biberach zurück. Hier hat er zeitlebens gemalt, in einem Radius von drei Kilometern, tagsüber, manchmal auch nachts, sommers wie winters, lange genug als sogenannter Freilichtmaler. Sein umfangreiches künstlerisches OEuvre von vieltausend Bildern, fast alle in Öl und auf von ihm bevorzugten kleineren Formaten, das über einem Zeitraum von annähernd siebzig Jahren im Wesentlichen auf ein Thema – die Vergegenwärtigung von „Winterreute“ – , beschränkt ist, steht einzigartig da. Dieses Werk ist auch der Weg eines großen Einzelgängers. Es sind fast ausschließlich Außenansichten, Höfe und Felder, die er uns zeigt. Und Menschen bei der Arbeit. Das ins Bild Gebrachte wird – spätestens von 1958 an auch numerisch – immer weniger, dafür im Format größer und in der Aussage konkreter und deutlicher.
Es ist die Zeit der größten Zäsur in der Geschichte für den Lebensbereich, dem er entstammte: Von Mitte der Sechziger Jahre an sind die Felder flurbereinigt, kanalisiert auf eine bloße Ertragsmaximierung hin. Die Wiesenraine und sonstigen Lebensräume der freilebenden Feldtiere, Feldmäuse, Hasen und Vögel sind wegrationalisiert, die Menschen durch die Maschinen ersetzt und überflüssig geworden. Der Mensch verschwindet zuletzt – seit 1964 – für immer, wenn er auch weiterhin die Seele des Ganzen sein mag. Man mag das „auf dem Weg in die Abstraktion“ nennen. Doch damit entspricht die Werkgeschichte Bräckles vor allem auch recht genau der Sozialund Kulturgeschichte weiter Teile unserer Welt im zwanzigsten Jahrhundert: dem Untergang der ländlichen Welt auch in Oberschwaben, wie sie seit tausend Jahren, vielleicht auch seit Adam und Eva, Bestand hatte.
Wie es war, und wie es geworden ist, zeigt uns dieser Maler. Bräckles Werk hat so – wie nebenbei – auch noch einen dokumentarischen Rang, indem darin die im zwanzigsten Jahrhundert in der Globalisationskelter verschwundene ländliche Welt für immer aufgehoben ist. Die Winterreuter, Biberacher, Oberschwaben dürfen sich durchaus glücklich schätzen, dass Bräckles Werk das alles vergegenwärtigt. Doch nicht nur sie, denn, es ist nicht nur Oberschwaben, sondern die Welt anhand des Beispiels Winterreute, die Bräckle ein Leben lang gemalt hat. Bräckle zeigt als Künstler, wie sehr sich das Gesicht und Bild seiner Welt, die ja auch unsere Welt ist, in der Zeit seines Lebens gewandelt hat. Diese Geschichte erzählen Bräckles Bilder auch: und zwar von Anfang bis Ende, und zwar auf eine Weise, wie sie nur ein großer Künstler vermag. Jakob Bräckle ist kein Provinzmaler, sondern ein Weltmaler.
Die Ausstellung zeigt den ganzen Bräckle. Und zwar als Weg – als ein Weg. Das früheste Bild dieser Ausstellung, das „Rote Backhaus“, datiert von 1924; das späteste hier gezeigte ist auch sein letztes: das „Rote Haus“ aus dem Jahr 1986.
Arnold Stadler

Der obere Neckar. Bilder einer Landschaft

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
24. Juli bis 13. November 2011
und im Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt
24. Juli bis 11. September 2011

Eingebettet zwischen den Höhenzügen des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb erstreckt sich die Landschaft des oberen Neckars von der Quelle im Schwenninger Moos bis nach Rottenburg, wo sich das Flusstal in die weite Ebene öffnet.
Der kontrastreiche Wechsel zwischen den Hochebenen der oberen Gäue, sanft geschwungenem Hügelland, tief eingeschnittenen Tälern und den schroffen Abhängen der westlichen Alb gibt der Landschaft des oberen Neckartals einen ganz eigenen Charakter, der auch Geschichte und Kultur wesentlich geprägt hat. Seit Jahrhunderten bildet der obere Neckar die zentrale Lebensader für die Menschen zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Aufgrund der unterschiedlichen geographischen Lage und politischen Zugehörigkeit der Landstriche und Ortschaften hat sich in diesem Raum auch ein kulturell und künstlerisch reichhaltiges Leben entwickelt. Zu diesem Landschafts- und Kulturraum gehören neben den traditionsreichen städtischen Siedlungszentren am Flusslauf – Schwenningen, Rottweil, Oberndorf, Sulz, Horb und Rottenburg – auch die Gäuflächen zu beiden Seiten des Flusses und die Vorlande des mittleren Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb.
Die Ausstellung stellt das Land am oberen Neckar als historisch gewachsenen Natur- und Kulturraum vor und gibt einen Überblick über die Darstellungen der Landschaften und Orte beiderseits des Flusses von den frühesten bildnerischen Zeugnissen bis in die Kunst der Gegenwart. Thematische Schwerpunkte bilden Stadtveduten der frühen Neuzeit, Werke der Landschaftsmalerei aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert und Arbeiten der legendären Bernsteinschule, einer Keimzelle der modernen Kunst am oberen Neckar.
Bitte beachten: Nach der Schließung im Wasserschloss Glatt am 11. September ist nur noch der historische Teil im Kunstmuseum Hohenkarpfen zu sehen.

Nützliche Natur. Die Landwirtschaft im Blick der Kunst

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
17. April bis 17. Juli 2011

Seit Jahrtausenden macht sich der Mensch die Natur nutzbar, indem er sie kultiviert und bewirtschaftet. Mit diesen ökonomischen Eingriffen in die natürliche Tier- und Pflanzenwelt und seinem produktiven Wirken im Umgang mit der Natur prägt der Mensch das Bild der Landschaft, die ihn umgibt. Ein Bild, das infolge unterschiedlicher Formen der Bewirtschaftung und im Zuge des Wandels der Ziele und Methoden der Landwirtschaft massiven Wandlungen unterliegt. Eigenarten und Wandel der kultivierten Pflanzen- und Tierwelt spiegeln sich in der Geschichte der Bilder des landschaftlichen Lebens und Wirkens in Malerei, Graphik, Fotografie und Film.
Die Ausstellung gibt einen Überblick über die künstlerische Auseinandersetzung mit dem agrarischen Landschaftsraum und seinen Lebenswelten, mit besonderem Schwerpunkt auf seinem Erscheinungsbild im deutschen Südwesten. Neben den – schon von der christlichen Ikonographie her – klassischen Motiven des Säens, Pflügens, Erntens, der Viehherden auf den Weiden und in Ställen werden landschaftliche Charakteristika wie Streuobstwiesen, Dreifelderwirtschaft oder die handtuchschmalen Felder infolge der Realteilung ebenso thematisiert wie die Rationalisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft, die dazugehörigen Maßnahmen wie z.B. Flurbereinigung oder Aussiedlerhöfe, sowie Aspekte des Landschaftsverbrauchs und der Ökologie.
Die Kunstwerke werden in diesem Zusammenhang aus einem doppelten Blickwinkel betrachtet. Zum einen können sie als unmittelbare Zeugnisse historischer Entwicklungen gesehen werden, zum anderen wird in ihnen eine spezifische Ästhetik der nutzbar gemachten Natur anschaulich, die die unterschiedlichen Künstler in ihrer jeweiligen Zeit auf ganz eigene Weise artikulieren. Welche ästhetischen Motive und Formen Künstler seit Jahrhunderten diesem Thema abgewinnen und wie sie ihm in ihren Bildern Ausdruck verleihen (wie etwa in romantischen Idyllen im 19. Jahrhundert oder in kritischen Dokumentationen im ausgehenden 20. Jahrhundert) präsentiert die Ausstellung exemplarisch anhand ausgewählter Beispiele vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Gezeigt werden Werke von:
Jakob Bräckle | Daniel Bräg | Anton Braith | Karl Caspar | Maria Caspar-Filser | Hans Dieter | Otto Dix | Friedrich Eckenfelder | Ralph Fleck | Hans Gassebner | Gabriela Gerber und Lukas Bardill | HAP Grieshaber | Sebastian Habenschaden | Robert Häusser | Erich Heckel | Erwin Henning | Paul Kälberer | Leopold Graf von Kalckreuth | Anselm Kiefer | Emil Kiess | Wilhelm Kimmich | Christian Landenberger | Christian Mali | Johann Baptist Pflug | Werner Rohland | Rudolf Schlichter | Peter Jakob Schober | Theodor Schüz | Traude Teodorescu-Klein | Alfred Wais | Peter Weydemann | Heinrich von Zügel

Wilhelm Friedrich Gmelin. Veduten und Ideallandschaften der Goethezeit

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
25. Juli bis 7. November 2010

Wilhelm Friedrich Gmelin, 1760 in Badenweiler geboren, war zu seiner Zeit einer der angesehensten Zeichner und Stecher von Ideallandschaften und Veduten. Nach seiner zehnjährigen Ausbildungszeit in Basel begab er sich 1787 nach Rom, wo er den größten Teil seines Lebens verbrachte und 1820 starb.
In Italien machte er Bekanntschaft mit Karl Philipp Moritz und Johann Wolfgang v. Goethe, der seine Wertschätzung für Gmelin mehrfach ausdrückte. Er verkehrte in Rom freundschaftlich im Hause Wilhelm v. Humboldts und seiner Gattin Karoline, mit Carl Ludwig Fernow, Johann Gottfried Seume, Friederike Brun und dem Grafen von Stolberg.
Gmelins Werk umfasst größtenteils Zeichnungen und Originalstiche mit Ansichten der wichtigsten landschaftlichen und architektonischen Sehenswürdigkeiten der Umgebung Roms und Neapels. Neben den eigenen Veduten und Ideallandschaften schuf er Radierungen und Stiche nach Gemälden von Jakob Philipp Hackert, Claude Lorrain, Nicolas Poussin und Gaspard Dughet. Außerdem fertigte er Illustrationen und Vorlagen für wissenschaftliche Werke – wie die großformatigen farbigen Blätter der Erdmannshöhle im Südschwarzwald und botanische Zeichnungen für seinen Bruder Carl Christian.
Stilistisch zeichnet seine Blätter sowohl eine präzise Sachlichkeit in der Wiedergabe der Einzelmotive aus, der auch die Schärfe und der Reichtum in den Details entspricht, als auch eine stimmungshafte Gesamtwirkung, die aus dem lebhaften Kontrast der unterschiedlichen Materialien und dem Einsatz des Lichtes entsteht.
Umfassende Konvolute seiner Werke befinden sich in fast allen bedeutenden deutschen und einigen europäischen Museen.
Mit der Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen, im Jahr seines 250. Geburtstags, wird das Werk Gmelins zum ersten Mal überhaupt in einem repräsentativen Überblick mit über sechzig Zeichnungen und Graphiken gewürdigt. Ergänzt wird die Präsentation um einige Zeichnungen und Druckgraphiken zeitgenössischer Künstler, Freunde und Konkurrenten, mit denen Gmelin in Kontakt stand, darunter Joseph Anton Koch oder Johann Christian Reinhart und seine Mitstreiter Dies und Mechau.

Gustav Kampmann – Zwischen Tag und Nacht. Gemälde, Zeichnungen, Lithographien

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
28. März bis 18. Juli 2010

Gustav Kampmann (Boppard/Rhein 1859–1917 Bad Godesberg) gehört zu den bedeutendsten badischen Malern an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Nach seinem Studium an der Großherzoglich-Badischen Kunstschule 1878–83 unternimmt er mehrere Studienreisen durch Deutschland und schließt von 1884 bis 1887 einen weiteren Studienaufenthalt in München an. Bis zu seinem Tod 1917 folgen weitere Reisen nach Belgien, Holland, Spanien, Nordafrika, in die Schweiz und nach Wien. 1890 zieht er nach Grötzingen, wo er neben Friedrich Kallmorgen zum wichtigsten Mitglied der Grötzinger Künstlerkolonie wird und 1896 zu den Gründungsmitgliedern des Karlsruher Künstlerbundes gehört. Bis zu seinem Lebensende bleibt Kampmann eine prägende Gestalt des Karlsruher Kunstlebens.
Mit einer Reihe seiner reduzierten, flächig gemalten Landschaftsbilder steht Kampmann einzig da im Feld der zeitgenössischen deutschen Landschaftsmalerei. Viele seiner Gemälde leben von subtilen Farbharmonien und delikaten Zwischentönen, die sich nicht in den Vordergrund drängen, sondern ihre atmosphärische Wirkung erst allmählich entfalten. In einigen anderen wie in den Lithographien setzt er Farbflächen geschlossener und kontrastreicher ein und entwickelt die teilweise ganz reduzierten Kompositionen aus großzügigen zusammenfassenden Flächen oder Strichen. Auch in den Zeichnungen nutzt er die kompositorische Reduktion und lebhafte Helldunkel-Kontraste für die Erzeugung stimmungshafter Lichteffekte.
Die Ausstellung gibt einen umfassenden Einblick in das Werk Kampmanns. Dabei liegen die Schwerpunkte in der Auswahl der Gemälde, Zeichnungen und Lithographien auf den reduzierten und konzentrierten Werken der Reifezeit und auf den Motiven, die in der Umgebung von Karlsruhe sowie den Gegenden zwischen dem Schwarzwald, der Baar und dem Bodenseegebiet entstanden sind.

Als München leuchtete. Die Künstlergruppe Scholle und Leo Putz. Malerei der Jahrhundertwende aus der Sammlung Siegfried Unterberger

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
26. Juli bis 8. November 2009

Im regen Kunstleben Münchens an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert spielte die 1899 gegründete Künstlergruppe Scholle, zu der sich bald als prominentester Vertreter Leo Putz gesellen sollte, eine herausragende Rolle. Zwischen Münchner Secession und Blauem Reiter stand die Malerei der Mitglieder dieser Gruppe für Aufbruch und Fortschritt in der Kunst der Zeit – einer Zeit, in der „München leuchtete“, wie es Thomas Mann in seiner Erzählung „Gladius Dei“ formuliert hat.
Die Künstler der Gruppe hatten an der Akademie in München studiert und fanden sich im Umfeld der 1896 gegründeten und für die folgenden Jahre stilprägenden illustrierten Wochenschrift Jugend zusammen. Eher lose verbunden und keiner festgelegten ästhetischen Ideologie verpflichtet legten sie programmatisch Wert auf die jeweils individuellen Prinzipien und Eigenschaften, aus denen jeder der Künstler sein Werk schaffen sollte. So finden sich in ihren Werken Stilelemente vom Impressionismus bis zum Jugendstil und das ganze thematische Spektrum der Themen von den klassischen Gattungen Portrait, Akt, Landschaft, Stillleben bis zu vielfigurigen symbolistischen Bildphantasien. Die Künstler der Scholle sorgten mit ihren gemeinsamen Ausstellungen in München, Wien oder Berlin für großes Aufsehen und genossen hohes Ansehen.
Unter den Künstlern erfreute sich der aus Meran gebürtige Leo Putz bei Publikum und Kritik der größten Beliebtheit. Das gilt vor allem für seine Frauenportraits und weiblichen Akte, in denen das kraftvolle Kolorit und die sinnliche Raffinesse seiner Malerei besonders zur Geltung kommen.
Von den nachfolgenden Avantgarde-Bewegungen in den Hintergrund gedrängt, war die Scholle lange fast vergessen. Dass sie in den letzten Jahren wieder in das Licht der Aufmerksamkeit rückte, ist auch ein Verdienst des Sammlers Siegfried Unterberger, der die bedeutendste private Sammlung mit Werken von Künstlern der Scholle zusammengetragen hat. Aus dieser Sammlung zeigt die Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen etwa 40 Werke. Seiner herausragenden Stellung in dieser Gruppe entsprechend nimmt Leo Putz den größten Raum ein. Von ihm sind mehrere Hauptwerke zu sehen, darunter das seinerzeit skandalträchtige „Bacchanale“ und großformatigen Frauenbildnisse „Morgensonne (Sommerträume)“ und „Am Ufer“.

Werke der folgenden Künstler sind in der Ausstellung zu sehen:

Gustav Bechler (1870–1959)
Reinhhold Max Eichler (1872–1947)
Fritz Erler (1868–1940)
Erich Erler (-Samaden) (1870–1946)
Max Feldbauer (1869–1948)
Walter Georgi (1871–1924)
Adolf Höfer (1869–1927)
Adolf Münzer (1870–1953)
Walter Püttner (1871–1953)
Leo Putz (1869–1940)
Franz Wilhelm Voigt (1867–1949)
Robert Weise (1870–1923)

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen:
Edition Minerva, 96 S., 60 Abb.,
ISBN 978-3-938832-47-9, 29,90€ (im Buchhandel)

Präsentation der Ausstellung im SWR am 2. September 2009

www.swr.de/bw-aktuell/-/id=98428/did=5172044/pv=video/gp1=5321466/nid=98428/1lvoy2n/index.html

Künstlerfreunde am Hochrhein

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen in Kooperation mit dem Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen
5. April bis 19. Juli 2009

Die Ausstellung Künstlerfreunde am Hochrhein entfaltet den lebendigen Zusammenhang des Kunstlebens beiderseits des Hochrheins an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Sie gibt einen umfassenden Einblick in das Netz der künstlerischen Beziehungen und dokumentiert die engen Verflechtungen des Schweizer Kunstlebens mit dem süddeutschen Raum, insbesondere den Städten München, Karlsruhe und Stuttgart, mit ihren Akademien, an denen auch die meisten der Schweizer Künstler ihr Studium absolvierten und einander kennenlernten.
Auf Schweizer Seite bildeten sich in dieser Zeit neben den größeren Städten Basel, Bern und Zürich mit dem Freundeskreis um Hans Sturzenegger in Schaffhausen und der Künstlerkolonie um Hermann Gattiker in Rüschlikon weitere künstlerische Zentren heraus. Sie wurden zu Treffpunkten einer Reihe von deutschen und Schweizer Künstlern, die einander freundschaftlich verbunden waren und in ihrer Zeit eine für das Kunstleben dieser Landschaft bedeutende Rolle gespielt haben.
Zu ihnen gehören neben den genannten insbesondere Richard Amsler, Wilhelm Balmer, Hans Brühlmann, Gustav Gamper, Ernst Kreidolf, Ernst Georg Rüegg, Albert Welti, Fritz und Gret Widmann und Ernst Würtenberger.
Im Spannungsfeld einer Verwurzelung in der Tradition und dem Aufbruch in die Moderne verband diese Künstler die Suche nach einem eigenen künstlerischen Ausdruck in der intensiven Auseinandersetzung mit ihren Lehrern und Vorbildern und den neueren Tendenzen der Malerei. Dementsprechend wird der Kreis dieser Künstler in der Ausstellung ergänzt um jene die für sie als Lehrer oder Vorbilder wichtig waren, vor allem Arnold Böcklin, Hans Thoma und Ferdinand Hodler.
Mit der Einbeziehung der engen Verbindungen zu zeitgenössischen Autoren und Dichtern – u.a. Gottfried Keller, Emil Strauss und Hermann Hesse, der auch als Maler präsent ist – wird die Perspektive der Ausstellung darüber hinaus kulturhistorisch erweitert.

Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit der Sturzenegger-Stiftung und dem Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen. Außerdem präsentiert sie weitere hochkarätige Leihgaben aus weiteren Museen und privaten Sammlungen, darunter einige, die zum ersten Mal überhaupt öffentlich ausgestellt werden.

Pressemitteilung

Presseinfo 1

Presseinfo 2

Vor den Alpen. Malerei der Münchner Schule

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen, gewidmet Prof. Dr. med. habil. Dr.-Ing. Dr. med. h.c. Michael Ungethüm zum 65. Geburtstag
20. Juli bis 9. November 2008

München stieg im 19. Jahrhundert zur wichtigsten deutschen Kunststadt auf. Neben der staatlich geförderten akademischen Historienmalerei florierte in der bayerischen Hauptstadt und ihrer Umgebung das erzählende Genrebild und die Landschaft, die hier noch vor allen anderen Kunstzentren eine führende Rolle spielte. Die Münchner Schule etablierte sich schnell als bedeutendste Schule der Landschaftsmalerei in Deutschland.
Die Ausstellung spannt anhand von Werken aus zahlreichen Privatsammlungen, den Bogen von der romantischen Naturschilderung der Frühzeit bis zur klassischen Moderne Anfang des 20 Jahrhunderts. Die Auswahl der Bilder verdeutlicht die spezifische Eigenart dieser Landschaft und ihrer Bewohner als Inspirationsquelle für die Künstler.
Mit Werken von über sechzig Künstlern, darunter Landschaften von Carl Rottmann, Christian Morgenstern, Eduard Schleich d.Ä., Adolf Lier, Wilhelm Trübner und Julius Exter, und Bildnisse von Franz von Defregger, Franz von Lenbach und Wilhelm Leibl, dokumentiert die Ausstellung „Vor den Alpen“ den Reichtum der Malerei der Münchner Schule über einen Zeitraum von einhundert Jahren.

Pressetext

Fritz Steisslinger. Ortswechsel – Landschaften und Städtebilder 1919-1939

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
16. März bis 13. Juli 2008

Fritz Steisslinger zählt zu den Künstlern, die mit ihrem expressiven Stil im Dritten Reich nicht erfolgreich waren und nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Hochzeit der abstrakten Malerei, geradezu in Vergessenheit gerieten.
Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war für Steisslinger (1891–1957) eine Zeit von innerer und äußerer Unruhe, während der er mehrfach den Wohnsitz wechselte und viel auf Reisen war. In dieser Zeit entwickelte er einen eigenständigen malerischen Stil, der sich durch Spontaneität, expressive Dynamik und den leuchtend kontrastreichen Einsatz der Farben auszeichnet. Von seinen jeweiligen Aufenthaltsorten und Reisestationen ließ sich Steisslinger zu zahllosen gemalten und gezeichneten Ansichten anregen. Die Ausstellung zeigt über 70 der zwischen den Kriegen entstandenen Landschaften und Städtebilder, die zu den Höhepunkten seines Werkes zählen.

Pressetext

P. Willibrord Jan Verkade. Künstler und Mönch

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
15. Juli bis 11. November 2007
Kooperation mit der Erzabtei St. Martin zu Beuron
22. Juli bis 3. Oktober 2007

P. Willibrord Jan Verkade OSB ist eine singuläre Gestalt in der europäischen Kunst der Moderne. Der 1868 in Zaandam bei Amsterdam als Zwillingssohn eines mennonitischen Fabrikantenehepaars geborene Jan Verkade besucht von 1887 bis 1889 die Amsterdamer Kunstakademie. Bei einem Aufenthalt in Paris macht er 1891 Bekanntschaft mit Gauguin. Er wird Mitglied der Künstlergruppe der Nabis und arbeitet in der Nachfolge Gauguins in der Bretagne, in Pont Aven, Huelgoat und Le Pouldu. Die Beschäftigung mit der Frage nach den geistigen und religiösen Grundlagen der Kunst und die Diskussionen darüber insbesondere mit Sérusier und Denis führen zu einer spirituellen Krise, in deren Folge er zum Katholizismus konvertiert.

Im Juni 1894 entschließt er sich, in den Benediktiner-Orden einzutreten. Verkade wird Malermönch in der Kunstschule der Abtei Beuron im oberen Donautal, die den Kunstregeln von P. Desiderius Lenz folgte. Er nimmt den Namen Willibrord an und wird 1902 zum Priester geweiht. Unter Lenz arbeitet er an Wandmalereien in der Klosterkirche St. Gabriel in Prag und in Monte Cassino. Weitere Wandmalerei entstand in Beuron, Aichhalden und Heiligenbronn.

Während eines Aufenthaltes in Palästina schuf er für den Kapitelsaal des Klosters Mariä Heimgang Fresken, die von seinen Oberen abgelehnt und wieder übermalt wurden. Nach intensiven Auseinandersetzungen mit der Ästhetik und den Anforderungen der Beuroner Kunst gibt er 1914 die Malerei auf, bleibt aber in regem Kontakt mit den befreundeten Künstlern in Frankreich und Deutschland. Die schriftstellerische Tätigkeit nimmt nun breiten Raum ein. Er widmet sich zunehmend sozialen und seelsorgerischen Aufgaben im Kloster. Sein Leben hat P. Willibrord Jan Verkade in den zwei autobiographischen Büchern „Unruhe zu Gott“ und „Antrieb ins Vollkommene“ geschildert. Er starb 1946 im Kloster Beuron.

Verkade, der über die Fähigkeit verfügte, sich rasch unterschiedliche Stile und Ausdrucksmittel anzueignen, hat ein vielgestaltiges Werk hinterlassen. Das Spektrum reicht von der farbig leuchtenden Sinnlichkeit seiner Stillleben und Landschaften zur strengen Klassizität und Linearität in den religiösen Werken. In der außergewöhnlichen Biographie, dem bildnerisches Schaffen und den Schriften offenbart sich die faszinierende Persönlichkeit Verkades und dessen eindringliches Streben nach künstlerischer und persönlicher Wahrhaftigkeit.

Die Doppelausstellung in der Kunststiftung Hohenkarpfen und der Erzabtei Beuron präsentiert einen umfassenden Einblick in das reiche Schaffen Verkades, von dem leider viel verloren gegangen ist. Die erhaltenen Werke sind zu einem großen Teil schwer zugänglich. Die Ausstellung zeigt bedeutende Arbeiten aus Privatbesitz und der Erzabtei Beuron. Einen herausragenden Platz nehmen Werkgruppen ein, die zum ersten Mal überhaupt ausgestellt werden: Gemälde und Zeichnungen, die in Palästina entstanden sind und, als wahre Neuentdeckungen, Kartons für die Kirche in Aichhalden und Entwürfe für Kirchenfenster in Wien, die erst vor kurzem im Kloster Beuron wiedergefunden wurden.

Inspiration Ammersee

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
11. Juli bis 14. November 2004

Die Sehnsucht nach unverdorbener Menschlichkeit und unberührter Landschaft wurde im 19. Jahrhundert, das durch die industrielle Revolution geprägt ist, zur Triebfeder einer Künstlerbewegung, die sich aus den Städten aufs Land orientierte. Um 1830 trafen sich in Frankreich im Dorf Barbizon Maler aus Paris, um im Sommer Studien zu betreiben. Die in der “Schule von Barbizon” gepflegte Malerei mit intimen Darstellungen der Landschaft und ihrer Bewohner hatte Vorbildfunktion für die europäische Malerei ab der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Um Wilhelm Leibl, der 1870 von einem mehrmonatigen Studienaufenthalt in Paris nach München zurückkehrte, scharten sich junge Maler, die sich dem offiziellen Münchner Kunstbetrieb entzogen und in gewollter Abgeschiedenheit auf dem Land, am Ammersee, im Dachauer Moos und am Starnberger See arbeiteten. Wilhelm Leibl lebte und arbeitete in den Jahren 1873 und 1874 in Graßlfing bei Dachau und von 1875 bis 1877 in Unterschondorf am Ammersee. Hier schuf er einen Zyklus von 19 Radierungen und große Ölgemälde mit so eindringlichen Darstellungen der Landbevölkerung, dass sie dem in Köln geborenen Künstler den Beinamen “Bauernleibl” eintrugen.

Von Münchner Akademieprofessoren als Studienort empfohlen, wurde um 1900 das Dachauer Land zum „deutschen Barbizon“ und eine Reihe von Künstlern ließ sich hier nieder. Die Malschulen von Hans von Hayek und Max Feldbauer zogen viele Schüler an ebenso wie Hölzels Schule, die um 1900 Treffpunkt für moderne Maler war. Die „Neu-Dachauer“ mit Adolf Hölzel, Arthur Langhammer und Ludwig Dill führten die Tendenz fort, die aus der Münchner Landschaftsmalerei und der Freilichtmalerei hervorging: die Loslösung vom Gegenstand und die Verselbständigung der malerischen Mittel.

Christian Landenberger, ab 1904 Professor an der Stuttgarter Kunstakademie, verbrachte ab 1903 fast jeden Sommer am Ammersee und wurde zum wichtigen Vertreter eines reifen Spätimpressionimus, den er mit seinen begabtesten Schülern, zum Beispiel Hermann Stenner, in Sommeraufenthalten in Diessen am Ammersee pflegte. Hermann Stenner hatte zuvor schon auf Rat seiner Münchner Professoren in der Dachauer Malschule des Hans von Hayek studiert.

Ab 1902 wohnte in Holzhausen am Ammersee das Künstlerpaar Anna und Matthias Gasteiger und bildete den Mittelpunkt für Künstler aus München, die zum Umfeld der Zeitschriften „Jugend“ und „Simplicissimus“ zählten und sich in der Gruppe „Scholle“ zusammenschlossen. Diese Künstler teilten eine impressionistische Auffassung und pflegten eine Malerei aus kurzen Pinselstrichen, die sich aus einiger Entfernung zu einem flimmernden Ganzen schließt.

Die Präsentation der Kunststiftung Hohenkarpfen zeigt etwa sechzig Werke von zwanzig Künstlern, Gemälde, Graphik und Skulpturen, welche die Räume des Kunstmuseums auf dem Hohenkarpfen mit der heiteren Ausstrahlung der Sommerfrische erfüllen.

Erwin Henning 1901-1993. Paare

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
24. August bis 16. November 2003

Zeit seines Lebens hat sich der Maler Erwin Henning, neben der Landschaft, mit dem Bild des Menschen, mit den Merkwürdigkeiten menschlicher Existenz, mit der Beziehung zwischen Mann und Frau beschäftigt. Nicht dramatische Inszenierungen sondern heiter-ironische Betrachtungen mit hintersinnigem Humor sind das Ergebnis dieser lebenslangen Auseinandersetzung.

Erwin Henning, der 1901 in Augsburg als jüngster Sohn eines Kunstschlosser-meisters geboren wird, hat schon als Kind aus freien Stücken gern und stundenlang gezeichnet, was sowohl seinem Lehrer in der Volksschule als auch seinen Eltern auffiel. 1915 beginnt Henning in München eine Lehre als Dekorationsmaler. Zwei Jahre später gelingt es ihm, an der Münchner Kunstakademie aufgenommen zu werden und nach weiteren zwei Jahren wird er Meisterschüler von Franz von Stuck, der als einer der letzten Malerfürsten in der Tradition des 19. Jahrhunderts an der Münchner Akademie eine Malklasse leitet Bis 1923 bleibt Erwin Henning Meisterschüler und nach dem Ende seiner Akademiezeit versucht er, in München als freier Künstler Fuß zu fassen. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, setzt er seine auffallende Begabung für Porträtmalerei ein . Er malt jeden, der bereit ist, ihn dafür zu bezahlen.

Die Anerkennung für seine Arbeit bleibt nicht aus. 1928 wird Erwin Henning mit dem „Sir-Edward-Mond-Preis“ ausgezeichnet, den ein englischer Kaufmann jüdischer Abstammung für Absolventen der Kunstakademie gestiftet hat, und 1930 kann er mit einem Reisestipendium der Stadt München einen Aufenthalt in Nizza verwirklichen, der ihn zu künstlerisch ausgereiften und spannenden  „Badebildern“ inspiriert, ein Thema, das Erwin Henning nachhaltig fesselt. Henning tritt der Künstlergruppe „Die Juryfreien“ bei und wird  1932 Mitglied in der Ausstellungsgemeinschaft „7 Münchner Maler“, die 1931 zum ersten Mal mit einer Ausstellung in München in der renommierten Städtischen Galerie im Lenbachhaus an die Öffentlichkeit tritt und bis 1937 trotz zunehmender Schwierigkeiten aktiv bleibt.

1936 wird Erwin Henning  mit dem Vorwurf, Verbindungen zu einem jüdischen Kunsthändler zu unterhalten, überraschend verhaftet und glücklicherweise wieder frei gelassen. Zwei Jahre später erhält er den Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg, darf aber 1939 einen Ruf an die Staatsschule für angewandte Kunst in Nürnberg nicht annehmen, weil er mehrfach politisch unerwünscht auffällt und kein NSDAP- Mitglied ist.

Ein Freund bittet ihn um Unterstützung bei der Ausmalung der katholischen Kirche St. Martin in Leutkirch. Hier lernt Henning Irma Hurt kennen, die die Liebe seines Lebens wird und die er 1939 heiratet. Im selben Jahr bekommt Erwin Henning den Auftrag zur Ausmalung der Kirche der Benediktinerabtei Schweikelberg bei Vilshofen ,dieser und ein Folgeauftrag verhindern zunächst seinen Einsatz an der Front im beginnenden Zweiten Weltkrieg. Die Jahre 1941 bis 1945 verbringt Henning zunächst als „Kriegsmaler“ in Potsdam und dann in Lappland, später wird er nach Ostpreußen versetzt und kann 1945 nach Kopenhagen entkommen.

Wie viele Maler seiner Generation muß Henning nach der Heimkehr erfahren, dass seine vor 1939 entstandenen Bilder, die sich in seinem Münchner Atelier befanden, 1944 bei Bombenangriffen verbrannten. Henning, dessen Frau mit der 1942 geborenen Tochter Ursula bereits in die relative Sicherheit nach Leutkirch gezogen war, richtet sich in der kleinen oberschwäbischen Stadt ein, und es gelingt ihm, sich und seine Familie, die sich 1946 um den Sohn Wolfgang vergrößert hat, in zunächst bescheidender Weise als Maler durchzubringen.

Erwin Henning nimmt Kontakt zur allmählich sich neu formierenden Kunstszene in München auf und schon 1947 kann man Bilder von ihm in der „Großen Münchner Kunstausstellung“ finden; 1948 wird er in die Künstlervereinigung „Münchner Secession“ berufen, zunächst in den Ausschuss und dann als Jury-Mitglied – ein Ehrenamt, das Erwin Henning bis 1984 ausübt.

In den folgenden Jahren werden zahlreiche Auszeichnungen und Preise an Erwin Henning in Anerkennung seines Schaffens verliehen. 1984 stirbt seine Ehefrau und 1991 übersiedelt Erwin Henning zu seinem Sohn nach Karlsruhe-Durlach, wo er am 8. März 1993 stirbt. Erwin Henning hinterlässt ein ganz eigenständiges Werk, das ihn als großen Philanthropen kennzeichnet

Hermann Stenner und der Hölzel-Kreis. Malerei und Graphik aus der Sammlung Bunte

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
13. April bis 17. August 2003

Wie August Macke und Franz Marc zählt Hermann Stenner zu den großen Talenten, die viel zu früh im ersten Weltkrieg umgekommen sind. 1891 in Bielefeld geboren, übersiedelte Hermann Stenner 1910 nach Stuttgart, um an der Kunstakademie, zunächst bei Christian Landenberger, ab 1911 als Meisterschüler von Adolf Hölzel zu studieren. Im Frühjahr 1914 arbeitete er mit Willi Baumeister und Oskar Schlemmer am Wandfries für die Werkbundausstellung in Köln, der großes Aufsehen erregte und unterschiedlichste Reaktionen hervorrief, von enthusiastischer Begeisterung bis zu kategorischen Ablehnung. Im August 1914 meldete sich Stenner zusammen mit Oskar Schlemmer als Kriegsfreiwilliger. Im Dezember 1914 bei Ilow (Lowitz) in Polen gefallen.

Mit seiner ursprünglichen Farbbegabung hat Hermann Stenner in den wenigen Jahren seines Schaffens ein selten ausdrucksstarkes Werk hinterlassen. Bedeutende Teile davon, Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen, werden in dieser Ausstellung präsentiert im Kontext von Werken anderer Künstler aus dem Hölzel-Kreis, dessen Bedeutung als Keimzelle moderner Kunstentwicklung in Deutschland aus den klangvollen Namen seiner Mitglieder abzulesen ist.

Willi Baumeister (1889–1955), Johannes Itten (1888–1967), Ida Kerkovius (1879–1970),  und Oskar Schlemmer (1888–1943), gehören zu den jungen Malern, die sich in Stuttgart um Adolf Hölzel (1853–1934) als Mitte und ruhenden Pol versammeln ebenso wie Heinrich Eberhard (1884–1973), Josef Eberz (1880–1942), Edmund Daniel Kinzinger (1888–1963), Alfred Heinrich Pellegrini (1881–1958), August-Ludwig Schmitt (1882–1936), William Straube (1871–1954) und Josef Alfons Wirth (1887–1916). Jeder dieser Künstler ist mit ein bis zwei Arbeiten in der Ausstellung  vertreten, um so dem verbindenen Element zwischen den Künstlern ebenso nachzuspüren, wie der individuellen Ausprägung des hochbegabten jungen Malers Hermann Stenner.

Nach der Ausstellung „Vom Anspruch der Farbe – Adolf Hölzel und seine Wirkung“, die 1989 von der Kunststiftung präsentiert wurde, kann dieses Ausstellungsprojekt weitere Aspekte zur Bedeutung Hölzels und seiner Schüler für die Kunstentwicklung im Südwesten Deutschlands beitragen.

StillLEBEN – Werke südwestdeutscher Maler von 1900 bis 1950

Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen
21. Juli bis 10. November 2002

Von figürlicher Stilllebenmalerei zur abstrakten Komposition ist der übergang fließend. Dies ist ein Grund, weshalb die Bildgattung Stillleben im 20. Jahrhundert eine gewisse Renaissance in der gegenständlichen Malerei feierte, nachdem sie im 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt in der niederländischen Malerei erlebt hatte. Wie die Aktmalerei dient die Stilllebenmalerei in besonderem Maße der Schulung der Wahrnehmung und Gestaltungskraft des Künstlers. Von der Wahl der einzelnen Gegenstände zum Arrangement derselben setzt der Künstler seine kompositorischen, formalen und farblichen Vorstellungen um und kreiert so ein Stück Sehwirklichkeit.
Auch im deutschen Südwesten haben sich Maler im 20. Jahrhundert intensiv mit dieser Bildgattung auseinandergesetzt. Zwischen „Neuer Sachlichkeit”, Expressionismus, abstrakter und konkreter Kunst haben Maler die Möglichkeit genutzt, im Stillleben zu ihrem eigenen Stil zu finden.
Die Maler der „Neuen Sachlichkeit”, in dieser Ausstellung durch Alexander Kanoldt, Willi Müller-Hufschmidt und Paul Kälberer repräsentiert, haben in Stillleben die Magie der Dingwelt beschworen und zur Bezeichnung ãmagischer RealismusÒ beigetragen. In dieser realistischen Traditionslinie der Karlsruher Kunstakademie steht der Schnarrenberger-Schüler Peter Dreher, dessen Glas-Bilder Einflüsse zen-buddhistischer Gedankenwelt aufnehmen.
Ganz persönliche Pinselschrift und expressiver Ausdruck prägt dagegen die Stillleben von Hans Fähnle und Rose Sommer-Leypold. Riccarda Gohr, vom norddeutschen Expressionismus beeinflusst, unterrichtete die Studenten, u. a. Emil Kiess, an der von Paul Kälberer gegründeten Bernsteinschule anhand der Stillleben-Malerei über die Eigengesetzlichkeit der Farbe und kreierte selbst eindringliche Gestaltungen. In der Nähe der abstrakten Malerei untersucht Werner Rohland die Beziehungen von Format und Fläche, Farbe und Form und schafft Stillleben von eindrücklicher Schönheit. Die Stilllebenmalerei ist wesentlicher Bestandteil seines Werkes von den dreißiger Jahren bis in die siebziger des 20. Jahrhunderts. Das Spiel von Formen und Farben in klarer Komposition ist Thema der Stillleben von Walter Herzger.
Die Ausstellung macht die Ausprägung verschiedener Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts anschaulich und verbindet formale Geschlossenheit mit individueller Vielfalt zu einem lehrreichen Augenschmaus.

In der Ausstellung sind ausgewählte Werke von:
Peter Dreher (geb. 1932), Peter Dülberg (1911-1976), Hans Fähnle (1903-1968), Riccarda Gohr (Gregor-Grieshaber) (1907-1985), Friedemann Hahn (geb.1949), Ernst Hassebrauk (1905-1974), Erwin Henning (1901-1993), Julius Herburger (1900-1973), Walter Herzger (1901-1985), Hilde Hubbuch (1905-1971), Alexander Kanoldt (1881-1939), Paul Kälberer (1896-1974), Ida Kerkovius (1879-1970), Emil Kiess (geb.1930), Gerhard Köhler (geb.1928), Willi Müller-Hufschmid (1890-1966), Rose Sommer-Leypold (1909-2003) und Werner Rohland (1899-1974).